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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Die Wurzeln der Sozialen Arbeit


Wenn wir einen Baum betrachten, sehen wir den Stamm, die Rinde, die Zweige und die Blätter. Was wir nicht sehen ist das, was dem Baum Stabilität verleiht und ihn nährt: das Wurzelwerk. So hoch wie der Baum ist, so tief reicht seine Pfahlwurzel unter die Erde. Wir wissen nicht, wie ausladend die Wurzeln sind oder in welchem Zustand sie sich befinden, bis wir sie freilegen oder ausgraben. Aber eines ist klar: wenn die Wurzeln nicht gesund sind, ist auch der Baum nicht gesund. Hat man dies erkannt, dann muß man sich um diese Wurzeln kümmern, wenn der Baum überleben soll. Er kann sich nicht erholen, wenn die ungesunden Teile mit Erde einfach zugeschüttet werden.
Claude An Shin Thomas


Vor vielen Jahren hatte ich ein romantisch idealisiertes Bild der Sozialarbeit. Für mich Menschen, die auf der Seite derer stehen, die, aus welchem Grund auch immer, dem abfahrenden Zug hinterherschauen. Man kann den Zug nicht anhalten, so wie manche behaupten. Doch man kann den nächsten Zug nehmen. Sich vorbereiten und vorarbeiten, und im richtigen Moment aufspringen. 
Ich hatte die Vorstellung von einem Menschenbild in diesem Beruf, daß zur Grundlage ein humanistisch/ altruistisches Denken hat. So, wie ich es auch im Zivildienst kennengelernt hatte. 
Die Wirklichkeit hat mich eines Besseren belehrt. Ich habe viel zu lange gebraucht, um mich von diesem falschen Bild zu lösen. Wie konnte ich nur annehmen, daß es einen Bereich in dieser Gesellschaft geben könnte, wo der Mainstream nicht Einzug gehalten hätte?


Sozialarbeiter, das „Schmierfett“ der Gesellschaft

Exakt während meiner “Karriere” in der Sozialen Arbeit hat sich diese, ähnlich wie der Rest unseres Landes, auf bizarre Art verändert. Gerade als sich die Profession als “Sozialarbeitswissenschaft” eine eigene handlungswissenschaftliche Disziplin schaffen wollte, kam die Ökonomisierung mit Neusprech und normierten Beobachtungsbögen. Mensch, mehre deinen Nutzwert.

Nun sind wir für “Soziale Probleme” zuständig und was ein “Soziales Problem” ist, das sagt uns der Staat. Der gleiche Staat, das System, das unsere “Klienten” zu Hauf ins Unglück drängt, beauftragt uns, sie zu ”disziplinieren”, sie auf “Kurs” zu bringen, “Fit” zu machen…usw. Für Menschlichkeiten zahlt aber keiner, nur für Fallzahlen. Wir sind das Schmierfett der Gesellschaft.
Unsere Aufgabe ist es den sozialen Frieden, den “Status Quo” aufrecht zu erhalten. Wenn dabei noch ein paar “verwertbare” Individuen rauskommen, umso besser. Da der Sozialarbeiter, ebenso wie der Pfleger oder Erzieher, keine “Werte” produziert – es wird ja nichts verkauft, nicht wahr? – so hat auch der Sozialarbeiter, Erzieher, Pfleger an sich keinen Wert. Ganz im Gegenteil. Er ist potentiell gefährlich.

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