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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Seht her!

Die Kastanien fallen wieder von den Bäumen. Wie in jedem Jahr. In diesem Jahr verbinden manche jedoch damit auch Pflastersteine. Denn vor einem Jahr wurde behauptet, bei den Demos um Stuttgart 21 seien Pflastersteine geflogen - die Übergriffe der Staatsmacht auf die Demonstranten sollten damit begründet werden. 

Dietrich Wagner sieht auf dem linken Auge fast nichts mehr, auf dem rechten hat er noch eine Sehleistung von acht Prozent. Durch die dicken Gläser wirken seine dunklen Augen riesig, eines etwas größer als das andere. Blindenbinde, Blindenstock und Blindenbutton an der Mütze - die Zeichen wirken wie eine Empörung, als sollten sie sagen: Seht her. Er wurde am 30.9.2010 vom Strahl eines Wasserwerfers im Gesicht getroffen.Der 30. September sei eines der schlimmsten Verbrechen des deutschen Staates seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Polizei habe "vorsätzlich maximale Gewalt gegen renitente Bürger angestrebt". Wagner spricht von "Mächten des Staates", von Korruption, Lügen und einer Kriminalisierung der Demonstranten. Das Einzige, was ihn freue, ist, "dass diese Mächte sich furchtbar die Finger verbrannt haben".Wöchentlich finden in Stuttgarts Gerichten Prozesse statt, die sich um Auseinandersetzungen rund um den Bahnhofsbau drehen und um den "schwarzen Donnerstag". Noch immer sind die Zuschauerbänke voll von erbosten BürgerInnen, die ihrem Unmut freien Lauf lassen. 320 Verfahren zog der 30. September nach sich. Verurteilt wurden fast nur Demonstranten.Die Staatsanwaltschaft begründet das damit, dass die Verfahren gegen Polizisten oft komplexer seien. Da gebe es nicht nur den Vorwurf der Nötigung oder der Beleidigung, stattdessen beträfen viele Verfahren etwa den Wasserwerfereinsatz. "Das ist nicht so leicht aufzuarbeiten", sagte eine Sprecherin gegenüber der taz.

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