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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Versuch buddhistischen Denkens

Im Grunde ist buddhistisches Denken der Versuch, den Dualismus zu überwinden. Der Geist wird durch Prägung, Erfahrung und Vererbung immer wieder gedrängt, sich einer Seite zuzuordnen. Er ist bestrebt Glück zu erlangen und will das Leiden vermeiden. Das ganze System, in das wir hineingeboren wurden, basiert aber gerade auf der Grundlage von Wechselhaftigkeit und Unbeständigkeit. Alles andere als ein statisches System. Folgt man nun dem Geist in seinem Alltagszustand, so wird man feststellen, daß er durch Anhaftungen und Ablehnungen "gebunden" ist. Dies leugnet den Dualismus dieser Welt und führt unweigerlich zum Leiden.

Ich habe die Möglichkeit, das Leiden, welches z.B. durch Depressionen verursacht wird, als meinen Feind zu sehen. Ich wäre also immer bestrebt zu kämpfen. Auch kann ich die Depression als meinen Meister anerkennen. Das wäre die Opferrolle.
Der dritte Weg ist der, die Depression als einen integralen Bestandteil meiner Persönlichkeit zu betrachten. Der Versuch, vorurteilsfrei und wertfrei die Auswirkungen eben jenen Phänomens, welches genauso wie alle anderen Phänomene auch der Unbeständigkeit und Wechselhaftigkeit unterworfen ist, auf meine Person und mein Denken sehen zu wollen.

Der Mensch besteht aus Ratio und Affekt. Unterdrücke ich eine Seite - bewußt oder unbewußt - so kann nur Leid dabei entstehen. Bin ich mir bewußt, daß auch hier der Dualismus wirkt, so besteht die Chance auf Veränderung.
Man kann sagen, das Ganze ist der Versuch, die Kunst des Lebens zu lernen. Lebenskünstler zu sein.
Der Westen hat sich der Ratio zugewandt
- mit all den bekannten Problemen.
Die Sonne geht auf,
und der Wald, getaucht in das Licht der Sonne,
wird zu meiner Achtsamkeit.

Thich Nhat Hanh

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