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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Konflikte, Wut und Aggressionen

Jeder von uns kennt es. Man bekommt nicht was man möchte. Manche Menschen versuchen dann ihren Unmut durch Aggression loszuwerden. Wie geht man mit diesen Aggressionen um?
Die Konfliktforschung bietet drei Lösungsmöglichkeiten an

  • Passivität, also den Konflikt und die Aggression einfach ignorieren.
Mahatma Gandhi sagte dazu sinngemäß: Sich der Ungerechtigkeit zu unterwerfen, passiv zu bleiben heißt, dass wir eben nicht unsere Verantwortung als Mensch übernehmen. Verantwortung übernehmen heißt: gegen das Unrecht zu kämpfen! Wer passiv bleibt, wird immer ein großer oder kleiner tragender Pfeiler einer bestehenden Ungerechtigkeit sein.

  • Gegengewalt
Gandhi warnte jedoch: „Auge um Auge macht die ganze Welt blind!“

  • Aktive Gewaltfreiheit
Martin Luther King hat sich dazu geäußert: „Dadurch, dass gewaltloser Widerstand dem Gegner gegenüber nicht physisch aggressiv wird, bleiben Geist und Gefühle die ganze Zeit aktiv. (Aktive) Gewaltlosigkeit versucht nicht, den Gegner zu besiegen oder zu erniedrigen, sondern die Freundschaft und das Verständnis des Gegners zu gewinnen. Der aktiv gewaltfreie Kämpfer verweigert nicht nur, seinen Gegner zu erschießen, er verweigert auch, ihn zu hassen.“

"Konflikte beeinträchtigen unsere Wahrnehmungsfähigkeit und unser Denk- und Vorstellungsleben so sehr", schreibt der Konfliktforscher Friedrich Glasl, "daß wir im Lauf der Ereignisse die Dinge in uns und um uns herum nicht mehr richtig sehen. Es ist so, als würde sich unser Auge immer mehr trüben; unsere Sicht auf uns und die gegnerischen Menschen im Konflikt, auf die Probleme und Geschehnisse wird geschmälert, verzerrt und völlig einseitig. Unser Denk- und Vorstellungsleben folgt Zwängen, deren wir uns nicht hinreichend bewußt sind."

Dalai Lama: „Ein Feind ist die beste Gelegenheit Geduld zu üben.“
Ein Übender ist also jemand der nicht gegen äußere Feinde, sondern gegen feindliche Kräfte, die in ihm selbst sind, kämpft. Dies sind Wut, Haß, Begierde und viele andere. Wir müssen die gute Seite in unserem Geist organisieren; ein Kampf mit Weisheit als Geschoß und punktförmiger Meditation als Waffe. Wir brauchen Weisheit und Meditation als Fundament von gutem ethischen Verhalten im täglichen Leben.

Man wird wütend, weil die andere Person einem selbst schadet, geschadet hat oder noch schaden wird. Aber was ist das ICH, das geschädigt wurde? In dem Moment der Wut selbst hat man das Gefühl, daß sowohl das Subjekt, also ich selbst, als auch das Objekt, nämlich der Feind, etwas sehr festes und unabhängiges sind. Subjekt und Objekt erscheinen so, als seien sie inhärent existent. Unser Geist hält die Erscheinungsform für wahr und willigt in sie ein. Beides- die Erscheinung von Objekt und Subjekt als etwas, was inhärent existent ist und das Annehmen dieser Erscheinungsweise- ist die Grundlage der Wut.
Man wird ärgerlich und hat folgende Begründung: Die Person oder der Umstand hat mir geschadet. Ich muß mich wehren. Doch wenn man die Situation näher betrachtet, stellt sich heraus, daß diese Begründung keine Grundlage hat und man sich damit nur selber Schaden zufügt. Langfristig ist es sehr viel besser nicht wütend zu werden.

Zentao schrieb:

Meditation über die Wut. Aus dem Buch: ” Umarme deine Wut “von Thich Nath Hanh. Wenn es brennt, müssen wir sofort das Feuer löschen, sonst kann es zum Flächenbrand werden. Wenn wir das Feuer gelöscht haben, müssen wir die Glut sanft auseinander nehmen und den Brandherd auch noch endgültig löschen, so das nur noch Asche übrig bleibt. Nachher müssen wir noch analysieren, was hat das Feuer verursacht, damit wir in Zukunft einen Brand verhindern können. Genau so ist es mit unserer Wut, bevor wir nach einem Schuldigen (Brandstifter) suchen müssen wir unsere Wut löschen, beim Feuer löschen wir mit Wasser, bei der Wut mit Achtsamkeit. Wenn wir dies Wut nicht löschen, kann die Glut weiter lodern und diese Wut wird mit der Zeit zu Hass. Darum ist es so wichtig sofort das Feuer der Wut zu löschen. Im Buch ” Umarme deine Wut ” habe ich eine Meditations-Übung, um die Wut zu bearbeiten, gefunden.


Einatmend weiß ich, daß meine Wut noch da ist.
Ausatmend weiß ich, diese Wut das bin ich.
Und ich weiß, daß ich auch Achtsamkeit bin.
Einatmend weiß ich, daß Wut ein unangenehmes Gefühl ist.
Ausatmend weiß ich, daß ich dieses Gefühls annehmen kann,
Ausatmend lasse ich dieses Gefühl zur Ruhe kommen.



S.H. der Dalai Lama antwortet auf Fragen

FRAGE: Wie lange sollte man dulden, wann ist Handeln angesagt? Woran erkenne ich, daß ich handeln sollte? Muß man manchmal auch äußere Umstände verändern oder nur sich selbst?

DALAI LAMA: Shantideva sagt im Bodhicaryavatara sinngemäß: Die schädigenden Wesen sind so weit wie der Raum. Es ist unmöglich, sie alle zu zähmen. Zähme ich jedoch meinen eigenen Geist, das heißt den eigenen Ärger und die Unzufriedenheit, dann habe ich alle Widersacher überwunden. Shantideva gibt dazu noch einen Vergleich: Es könnte der Gedanke aufkommen, wir müßten die ganze Erde mit Leder überziehen, um nicht den Schmerz von Dornen und Steinen zu spüren. Dies ist jedoch unrealistisch. Ziehen wir uns hingegen das Leder unter die eigenen Füße, dann ist es, als wäre die ganze Welt mit Leder bedeckt. Bei der Übung von Geduld kommt es auf die innere Einstellung an, mit der wir den Widrigkeiten begegnen. Geduld bedeutet nicht Kapitulation und das Hinnehmen von Schädigungen, ohne eine Reaktion zu zeigen. Es ist richtig, Mittel anzuwenden, um Schaden abzuwenden. In den Bodhisattva- Regeln ist es beispielsweise eine Verfehlung, wenn ein Übender nicht auch restriktive Mittel einsetzt, um dem negativen Verhalten anderer etwas entgegenzusetzen. Das heißt, er verstößt gegen die Bodhisattva-Ethik, wenn er die Schädiger einfach gewähren läßt, ohne einzuschreiten. Eine Reaktion ist also wichtig, um Schaden zu begrenzen, allerdings ohne eine Haltung von Haß und Feindseligkeit gegenüber dem Schädiger. Das ist die eigentliche Bedeutung von Geduld: daß wir aktiv gegen Schaden handeln, ohne selbst unter die Kontrolle negativer Geistesfaktoren zu geraten. Wenn man Unrecht immer zuläßt, wird der Schädiger sich an sein unheilsames Verhalten gewöhnen; die schlechte Gewohnheit schadet ihm selbst und der Gesellschaft. Deshalb ist es ratsam, die Situation zu untersuchen: Wie entsteht negatives Verhalten, was läßt sich dagegen unternehmen? Auf der Basis dieser Situationsanalyse entwickeln wir ein echtes und ernsthaftes Interesse, dem etwas entgegenzusetzen.


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