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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Der Übervater des gewaltfreien Widerstandes - Mahatma Gandhi und sein Satyagraha

Als Gandhi starb, erlosch eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sein Todestag jährte sich zum 60. Mal. Am 30. Januar 1948 wurde er auf dem Weg zur täglichen Gebetsversammlung von einem fanatischen Hindu erschossen. Gandhis Weltanschauung aber hat überlebt.
Die Angehörigen der Großen Seele Indiens haben nun beschlossen, den noch verbliebenen Teil der Asche in den Ganges zu geben. Anhänger hatten nach der Verbrennung der sterblichen Überreste einen Teil der Asche aufgehoben. Die Angehörigen begründeten ihren Entschluß mit der Vermutung, daß Gandhi selbst wohl gewünscht hätte, daß die gesamte Asche dem Fluß übergeben werden solle.

Kaum jemand hat im 20. Jahrhundert mit seinem politischen Wirken solch umfassende Veränderungen eines Landes herbeigeführt wie er. Mit seinem gewaltfreien Widerstand gegen die englische Kolonialpolitik, dem Salzmarsch und dem Boykott der in England produzierten Bekleidungsstoffe, die durch Reimport auf den Subkontinent den armen Bauern und Webern die Lebensgrundlage zu entziehen drohte, war es ihm gelungen, die Herzen und Köpfe von vielen Millionen Indern, die sich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht als solche bezeichneten, zu gewinnen.

Indien ist heute die größte Demokratie der Welt. Mit über einer Milliarde Menschen, einem aufstebenden Mittelstand, Großindustrie aber auch bitterer Armut, bringt dieses Land gerade westlich denkende Menschen wie mich immer wieder zum Staunen und zur Verzweiflung.

Ein Bericht, den ich in den letzten Tagen gesehen habe, scheint zu belegen, wie durchgreifend die Globalisierung auch in Indien wirkt. Jeans und westliche Mode haben traditionelle Kleidung im Bereich des Businessmainstream verdrängt. Bollywood leistet dabei einen nicht unerheblichen Beitrag. Folge ist das Sterben - im wahrsten Sinne des Wortes - der einfachen Weber des Landes. Tuchhändler sind in Massen vom Land in die Metropolen gezogen. Es besteht kaum noch Bedarf nach handgewebten Stoffen aus Baumwolle. Tausende Weber und Kleinbauern begehen Selbstmord, weil sie sich verschuldet haben, um die Familien durchzubringen. Kinder müssen daher die Schulen vorzeitig verlassen und die Familien bzw. die hinterbliebenen Mütter unterstützen. Hilfe durch die Regierung ist nicht zu erkennen.
Aber gerade Autonomie und Selbstversorgung hat Indien in den vergangenen Jahren da hin gebracht, wo es heute ist. Ganz im Sinne Gandhis. Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert, wenn dieses Land einen Kompromiss zwischen Moderne und Tradition finden könnte. Der Subkontinent hat immer wieder die Fähigkeit zur Assimilisierung bewiesen. Das macht Hoffnung für die Zukunft.


Ist die Überzeugung Gandhis noch modern?
Gandhi sagte: «Es gibt nicht genügend Ressourcen für die Gier der Menschen, aber für ihre Grundbedürfnisse.»
«Manuelle Arbeit schenkt jedem Menschen Sinn und Würde. Sie trägt zum Lebensunterhalt bei und ermöglicht damit Selbständigkeit. Wenn alle mit ihren Händen das Nötige möglichst selber produzieren, dann wird damit die menschenunwürdige Fliessbandarbeit und Ausbeutung in industriellen Schwitzfabriken weitgehend überflüssig. Und erst noch ist die lokale Produktion umweltfreundlich und überschaubar, und sie stärkt die demokratische Mitsprache und Unabhängigkeit im Kleinen.»

Ist eine solche Sicht der Dinge heute noch zu denken? Globalisierung, Armut und überschäumender Reichtum stehen sich diametral entgegen. Hinzu kommt der Klimawandel und die Verknappung der Ressourcen. Wo gehen wir hin? Wo sind die Lösungen?

«Vielleicht bleibe ich allein, habe ich nach aussen keinen Erfolg: Trotzdem ist ein erster Schritt gemacht, der seinen Wert und seine Verheissung in sich trägt.», sagte Gandhi einmal.


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