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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Sutra über das Dharani

Also habe ich gehört: Einst weilte der Erhabene auf dem Berge Potala, seinen Zuhörern die Lehre darzulegen. Zu jener Zeit richtete der Bodhisattva Avalokiteshvara die folgenden Worte an den Buddha:

"Ich kenne ein heiliges Mantra. Wenn die Wesen es erhalten und sich wohl bewahren, so können sie frei werden von allen Krankheiten, von jeglichem Kummer und Leid, alle negativen karmischen Gestaltungen reinigen und alle Leidenschaften überwinden. All' ihr Handeln in Werken, Worten und Gedanken wird rein sein und all' die unzähligen, hunderte, tausende, zehntausende, ja Abermillionen von Dingen, die sie in ihren Herzen hegen, werden ihnen in Erfüllung gehen. Dieses, mein heiliges Mantra ist von solcher göttlichen Wunderkraft. Alle Buddhas preisen es, bewahren es wohl und gedenken seiner stets. Ich selber habe es seit fernster Vergangenheit während unzähliger Äonen bewahrt, wodurch es mir gegeben ward, die Buddhas der zehn Richtungen zu erblicken und das Anutpattika-dharma-kshânti zu erlangen – die Gemütsruhe aus der Erkenntnis der Wahrheit von der Leerheit von Leben und Tod. Auch verwirklichte ich der Lehre gemäß Mitgefühl, Barmherzigkeit, Glückseligkeit und den unterscheidungsfreien Gleichmut. Dadurch kann ich unzähligen Wesen den Frieden der unvergleichlichen Lehre bringen, sie von allem Leiden erlösen und ihnen Seelenfrieden erwirken.
Wenn jemand dieses Dharani jeden Tag einhundert und acht Mal rezitiert, wird er frei von jeglicher Krankheit sein und ein sehr langes Leben genießen können, während dessen stets die Buddhas der zehn Richtungen über ihn wachen. Und es wird ihm gegeben sein, niemals Mangels leiden zu müssen an Besitz, Kleidung oder Nahrung und von allen Wesen stets geehrt und geschätzt zu werden. Darüber hinaus wird er niemals Schaden erleiden durch Dämonen oder Ungetier, durch Waffengewalt, durch Gift, durch Flüche und Verwünschungen, durch Verbrecher, durch Wasser oder Feuer. Er wird frei sein von Furcht und Angst und sich Gemütsruhe erwirken. Wenn dann das Ende seines Lebens gekommen ist, wird er die Buddhas der zehn Richtungen erblicken und eine Wiedergeburt in einem Reinen Buddha-Lande erlangen. Nie wieder wird er auf abwegige Fährte herabfallen müssen."

Da lobte der Buddha die Kannon: "Das war wohl gesprochen, Bodhisattva Mahâsattva! Lege also zum Wohle aller Wesen jenes Mantra dar! Auch ich werde es wohl bewahren. Erläutere es uns geschwind!"
Da legte der Bodhisattva Avalokiteshvara jenes Mantra dar.

Es lautet:

OM
Mahâ Karunikam
Svaha
[ On, Maka Kyaronikya Sowaka ]
[ Oh, Du Allbarmherzige, bitte segne uns! ]

Als der Bodhisattva Avalokiteshvara dieses Mantra also dargelegt hatte, sprach er zu Buddha:
"Wenn ein lieber Mann oder eine liebe Frau dieses Mantra auch nur ein einziges Mal rezitiert, so werden sie gereinigt von den zehn unheilsamen Handlungen und aller Sünde, die sie bereits begangen haben, und sie werden frei sein von den fünf Hemmungen. Sie werden gänzlich geläutert sein und nicht länger Krankheit und Leiden unterliegen. Jegliche Furcht wird ihnen genommen sein und sie werden das Meer von Tod und Wiedergeburt überwinden und das Nirvana erreichen können.
Wenn da fernerhin jemand sei, der die Namen all der unzähligen, abertausenden mal Abermillionen von Nayutas von Buddhas anriefe, so wäre das dennoch nicht so viel, wie wenn er nur einen einzigen Moment lang von ganzem Herzen meines Namens gedächte und ihn anriefe. In letzterem Falle wären seine Verdienste noch viel größer.
Wenn sich jemand in der Vergangenheit nur wenige Verdienste erworben haben sollte, so wird er dieses Mantra niemals zu Ohren bekommen haben können, geschweige denn meinen Namen! Wie sollte jener dann erst in der Lage sein, sich dieses Mantra mühelos zu bewahren und es zu rezitieren? Wenn jemand dieses Mantra aber in seinem Herzen zu bewahren vermag, es zu rezitieren und auch meines Namens zu gedenken, so wird er sich noch innerhalb dieses Lebens erwirken können, frei wie ein Vogel dahinzufliegen und sich auch alle anderen übernatürlichen Fähigkeiten zu erringen. So wird er mir gleich unbefangen urteilslos handeln können.
Fernerhin sei angenommen, da lebe einer in drückender Armut und sei allerlei Krankheit und Leid ausgesetzt, der sei voller Verblendungen und wüsste nichts von der edlen Lehre und somit auch nicht den Unterschied zwischen heilsamer und unheilsamer Tat, der aber würde dann dieses Mantra rezitieren und sich bewahren können und auch meines Namens gedenken, so würden alle seine Wünsche ganz gewiss in Erfüllung gehen und er würde Reichtum erlangen, Gesundheit und Seelenfrieden. Er würde Intelligenz und Beredsamkeit erlangen und sich weltliches wie überweltliches Wissen erwirken und letztlich sogar die nicht zu übertreffende Erleuchtung verwirklichen können.
Gesetzt den Fall, da wäre eine liebe Frau, die wünschte sich, nicht länger einen weiblichen Körper zu besitzen, und sie rezitierte dieses Mantra und bewahrte es sich wohl, so würde sich ihre Weiblichkeit in Männlichkeit wandeln und mit der nächsten Wiedergeburt wäre es ihr gegeben, durch eine Lotosblüte in einem Reinen Buddha-Lande wiedergeboren zu werden. Sollte die Wiedergeburt aber wiederum in der Welt der Menschen erfolgen, so wird sie zu einem Rad drehenden, gerechten Weltenherrscher werden, der stets auch das Rad des Dharma drehen würde, weswegen es ihm schließlich auch gegeben sein würde, das Nirvana zu erlangen."

Als der Bodhisattva Avalokiteshvara also jenes Mantra erläutert hatte, da geriet die gesamte Zuhörerschaft in große Verzückung und erging sich in Lobpreisungen. Sodann umschritt er dreimalig den Buddha, verbeugte sich ehrerbietig vor ihm und schritt von dannen.

Ende der von Buddha dargelegten Sutra über
das Dharani der elfgesichtigen Kannon, welches sogleich alle Wünsche erfüllt

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