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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Shantideva. Eintritt in das Leben zur Erleuchtung

Santideva
Eintritt in das Leben zur Erleuchtung
Poesie und Lehre des Mahayana-

Santideva, nach der Legende ein Königssohn aus Südindien, lebte in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts n. Ch. und wirkte als Mönch in einer der großen Bildungsstätten Indiens, im Großkloster von Nalanda, südlich des heutigen Patna. Er ist Verfasser zweier erhaltener Werke, des Siksasamuccaya (Sammlung der Regeln) und des Bodhi caryavatara. Beide Werke zeugen von seinem starke Interesse an der buddhistischen Lebensführung und der Ethik des Bodhisattva. Während aber der Siksasamuccaya diese Praxis in wenigen Versen knapp zusammenfasst und vor allem durch die kommentariellen Ergänzungen berühmt ist, die eine Fülle von Zitaten aus teilweise verlorengegangenen Lehrtexten des Mahayana überliefern, ist der Bodhicaryavatara nicht nur ein Lehrtext, sondern darüber hinaus ein Werk von hohem literarischen Rang. Bei aller Verbundenheit mit den Begriffen, Themen und Bildern seiner Tradition ist der oft berührend, persönliche Ausdruck des Dichters unverkennbar. Wohl darum hat sein Lehrgedicht sofort große Anerkennung gefunden. Es wurde viele Male kommentiert; allein zehn alte Kommentare sind überliefert, wenn auch fast alle nur noch in tibetischer Übersetzung-, und es ist als Lehrtext in der tibetischen Tradition ständig in Gebrauch geblieben. Einige der schönsten Verse etwa aus dem Anfang des zweiten Kapitels sind in die buddhistische Ritualliteratur übernommen worden und werden von den Tibetern bis auf den heutigen Tag rezitiert.

Lob des Erleuchtungsdenkens
Gegenstand und Zweck


1. Nach ehrfürchtiger Verneigung vor den Buddhas mit ihren geistigen Söhnen und dem Leib der Lehre und vor allen Lobwürdigen will ich der Überlieferung gemäß kurz beschreiben, wie man die Disziplin der Buddhasöhne aufnimmt.

2. Weil ich hier nichts Neues zu sagen habe und auch in der Komposition nicht geschickt bin, und mir daher gar nicht einbilde, dass es anderen nützt, habe ich dieses Werk verfasst, um meinen eigenen Geist zu durchtränken.

3. Dadurch verstärkt sich zunächst bei mir die Kraft der geistigen Klarheit, die das Gute hervorbringt; sollte es dann auch ein anderer, wesensgleicher betrachten, hat es auch daher einen Zweck.

Bedeutung des Erleuchtungsdenkens

4. Das überaus schwer zu erlangende Glück der günstigen Umstände fordert, wenn es erreicht ist, das Ziel der Menschen. Wenn man so einen Fall nicht als heilbringend ansieht, wie sollte sich dieses Zusammentreffen je wieder einstellen?

5. Wie der Blitz in der Nacht, wenn Wolkenmassen sie verfinstern, für einen Augenblick erleuchtet, so könnte die Welt durch die Hilfe der Buddhas einmal für einen Augenblick die heilsamen Werke erkennen.

6. Daher ist das Gute stets schwach, groß dagegen die Kraft des Bösen und schrecklich, welches andere Gute, als das Denken an die vollständige Erleuchtung, könnte sie überwinden?

7. Eben dies ist das Heilsame, das die großen Weisen in ihrer viele Zeitalter langen Betrachtung gefunden haben, weil das mühelos voll entwickelte Glück [der Buddhaschaft] die unermessliche Flut der Wesen [aus dem Ozean des Leidens] heraustreten lässt.

8. Wer die hundertfachen Leiden des Daseins überwinden will, wer von den Wesen die Übel fortnehmen und die vielhundertfachen Seligkeiten genießen will, darf niemals das Erleuchtungsdenken [bodhicitta] aufgeben.

9. Der Elende, der an den Kreislauf des Daseins gefesselt ist, heißt augenblicklich ein Buddhasohn, sobald das Erleuchtungsdenken in ihm entstanden ist und ist verehrungswürdig in den Welten der Menschen und Götter.

10. Wenn es das unreine Bildwerk des Körpers ergriffen hat, macht es dieses zum unschätzbaren Bildwerk eines Buddha-Juwels, Greift also ganz fest nach diesem durch und durch dringenden Heilselixier, das man Erleuchtungsdenken nennt!

11. Ihr, die ihr umherzieht auf den Marktplätzen der Existenzen, greift ganz fest nach dem Juwel des Erleuchtungsdenkens, das die unermesslich klugen einzigen Karawanenführer der Welt für überaus wertvoll geschätzt haben.

12. Jedes andere Gute stirbt ab wie der Bananenbaum, wenn es seine Frucht getragen hat; der Baum des Erleuchtungsdenkens aber trägt immer Frucht, stirbt nicht ab, ist wahrlich fruchtbar,

13. Augenblicklich entkommt man in seinem Schutz, hat man auch schrecklichste Sünden begangen, wie man großen Gefahren im Schutz eines Helden entrinnt. Warum nehmen die unwissenden Wesen nicht bei ihm ihre Zuflucht?

14. Augenblicklich verbrennt es vollständig die großen Sünden, gleich dem Feuer zur Endzeit der Zeitalter. Seine unermesslichen Vorzüge hat der weise Maitreyanatha dem Sudhana geschildert.

Zwei Arten des Erleuchtungsdenkens

15. Dieses Erleuchtungsdenken ist kurz als zweifach an zusehen: als die geistige Haltung des Vorsatzes [pranidhi] zur Erleuchtung und als Streben [prasthana] nach der Erleuchtung.

16. Wie man den Unterschied zwischen einem, der abreisen will, und einem, der auf dem Wege ist, begreift, so sollen die Verständigen den Unterschied zwischen diesen beiden [Arten des Erleuchtungsdenkens] entsprechend erkennen.

17. Die geistige Haltung des Vorsatzes zur Erleuchtung trägt auch im Kreislauf [der Existenzen] große Frucht, aber nicht den ununterbrochenen Strom von Verdienst wie die Haltung des Strebens.

Lob des Erleuchtungsdenkens

18. -19. Sobald einer dieses Denken unverwandten Geistes für die Erlösung der ganzen Wesenwelt aufnimmt, schwellen ihm, selbst in Schlaf und häufiger Zerstreuung, die ununterbrochenen Ströme des Verdienstes äthergleich an.

20. Das hat der Buddha selbst zum Heil derer, die dem Kleinen Fahrzeug ergeben sind, in der Frage der »Frage der Subahu« dargelegt und begründet.

21. -22. Unermessliches Verdienst wird dem Wohlmeinenden zuteil, der denkt »Ich will die Kopfschmerzen der Wesen beseitigen«, um wie viel mehr dem, der jeden einzelnen vom beispiellosen Schmerz befreien und jedem einzelnen Wesen unermessliche Vorzüge verschaffen will.

23. Wessen Mutter und wessen Vater wird wohl ein solches Heilsverlangen haben? Und welche Gottheit, welcher Seher, welcher Brahmane?

24. Niemals, selbst im Traum nicht, haben diese Wesen auch zu eigenem Wohle ein solches Verlangen gehabt. Warum soll es ihnen zum Wohle anderer erwachsen?

25. Wie entsteht dieses einzigartige, unvergleichliche Wesensjuwel, das ein Verlangen nach dem Wohle anderer hat, wie es bei anderen nicht einmal zum Wohle eigenen Wohle aufkommt?

26. Wie soll man das Verdienst dieses Gedankenjuwels ermessen, das der Same der Freuden der Welt und das Heilkraut für ihre Leiden ist?

27. Der bloße Wunsch nach dem Heil aller Wesen ist verdienstvoller als die Verehrung der Buddhas, um wie viel mehr die Bemühung um das vollkommene Glück aller Wesen.

28. Die den Leiden entfliehen wollen, eilen bloß auf das Leiden zu. Schon durch den Wunsch nach Glück zerstören sie, Feinden gleich, töricht ihr Glück.

29. -30. Woher sollte ein guter kommen, der gleich ihm den nach Glück gierenden, vielfach gequältenWesen Sättigung an jedem Glück verschafft und alle Schmerzen lindert, ja die Verblendung beseitigt? Woher ein solcher Freund? Woher ein solches Verdienst?

31. Man lobt schon den, der ein Verdienst mit einem anderen vergilt, was aber soll man von dem Bodhisattva sagen, der gut ist ohne Antrieb?

32. -33. Die Menschen verehren einen, der wenigen Leuten ein Liebesmahl bietet, als einen, der Gutes tut, weil er demütigend für einen Augenblick ein schlechtes Mahl bloß hingegeben und ihnen für einen halben Tag das Leben verlängert hat. Um wie viel mehr ist den zu verehren angemessen der einer grenzenlosen Zahl von Wesen für unbegrenzte Zeit bis zum Ende der äthergleich unendlichen Wesen unaufhörlich Erfüllung aller Wünsche gewährt?

34. Und wer gegen einen solchen Gastgeber, einen Sohn des Buddha, in seinem Herzen Böses plant, der wird für so viele Zeitalter wie es der Zahl der Momente des Entstehens des bösen Gedankens entspricht, in den Höllen bleiben. So hat der Herr gesagt.

35. Wessen Sinn ihm dann aber gläubig geneigt ist, dem dürfte eine Frucht erwachsen, die größer ist als die frühere Frucht des Bösen, denn Böses gegen die Buddhasöhne ist nur unter Anstrengung möglich, mühelos dagegen das Gute.

36. Ihre Körper verehre ich, in denen dieses beste Gedankenjuwel entstanden ist, die zu kränken selbst Glück zur Folge hat. Zu diesen Fundgruben des Glücks nehme ich meine Zuflucht.

Sündenbekenntnis
Bodhisattvaritual

1. Lobpreisung
1. Um dieses Gedankenjuwel zu erlangen, verehre ich in der richtigen Weise die Buddhas, das makellose Juwel der wahren Lehre und die Buddhasöhne, die Ozeane an Vorzügen.

2. Opferung
2. -6. Alle Blumen und Früchte und Kräuterarten und alle klaren und bezaubernden Edelsteine und Gewässer, die Berge aus Edelstein, die der unterscheidenden Erkenntnis günstigen Waldplätze, die durch ihren Schmuck von schönen Blüten leuchtenden Lianen, und die Bäume, deren Äste durch herrliche Früchte gebeugt sind, und die Wohlgerüche und Düfte in den Welten der Götter und anderer, dieWunschbäume und die Bäume aus Edelstein, die lotusgeschmückten Teiche, überaus bezaubernd durch das Lied ihrer Wildgänse, die wilden Pflanzen und die angebauten Pflanzen und den ganzen anderen Schmuck für die zu Verehrenden, den die Weite des Äthers umfasst, und all das, was niemandem gehört, umfasse ich im Geiste und opfere sie den Königweisen mit ihren Söhnen. Mögen sie es annehmen, sie, denen die besten Opfergaben gebühren und die in ihrem großen Mitleid mit mir barmherzig sind!

7. Ohne Verdienste bin ich sehr arm; anderes habe ich nicht für das Opfer. Mögen sie daher die Herren, die stets an das Wohl der anderen denken, kraft ihrer Fähigkeit zu meinem Wohl annehmen!

8. Ich gebe mich den Siegern über das Leid und ihren Söhnen ganz und gar hin. Nehmt Besitz von mir, ihr erhabenen Wesen! Aus liebender Hingabe werde ich euer Diener.

9. Von Euch in Besitz genommen bin ich im Dasein ohne Furcht. Zum Heile der Wesen bin ich tätig. Das Böse von früher lasse ich hinter mir und andres Böse wirke ich nicht mehr.

10. -11. In wohlriechenden Badehäusern, die mit von Edelsteinen leuchtenden Säulen bezaubern, mit strahlenden perlenbesetzten Baldachinen und mit Fußböden von klaren und leuchtenden Kristallen, bereite ich den Buddhas und ihren Söhnen mit vielen Edelsteinkrügen voll angenehmer Gerüche, Wasser und Blüten ein Bad mit Liedern und Instrumenten.

12. Und mit duftenden, makellosen und unvergleichlichen Tüchern reibe ich ihren Körper ab. Dann reiche ich ihnen auserlesene, schöngefärbte und wohlparfümierte Gewänder.

13. Mit himmlischen, weichen, feinen, bunt glänzenden Gewändern und mit auserlesenem Schmuck ziere ich Samantabhadra, Ajita, Manjughosa, Lokesvara und die anderen Bodhisattvas.

14. Mit den besten Parfüms, deren Duft sich in alle dreitausend Welten ausbreitet, salbe ich die Körper aller Königsweisen, die funkeln wie wohlgeläutertes, wohlpoliertes und wohlgewaschenes Gold.

15. Mit allen wohlduftenden, entzückenden Blüten wie denen des Korallenbaums, des Blaulotus und des Jasmin verehre ich die verehrungswürdigen Königweisen und mit herzerfreuend gewundenen Kränzen.

16. Ich räuchere sie mit Wolken und Rauch, berückend mit ihrem schweren, durchdringendem Duft. Und mit vielerlei weichen und festen Speisen und mit Getränken bringe ich ihnen Opfer dar.

17. Lampen aus Edelsteinen bringe ich ihnen dar, die in Goldlotussen aneinandergereiht sind, und auf die parfümbesprengten Fliesen streue ich mancherlei entzückende Blumen. 18. Ich opfere diesen Liebeswesen zahllose leuchtende Luftpaläste, die mit hängenden Perlengirlanden verziert und von lieblichen Lobgesängen erfüllt die Himmelsrichtungen schmücken.

19. Ich überreiche den großen Weisen prachtvolle hohe perlenbesetzte Edelsteinsonnenschirme mit eleganten goldenen Stöcken.

20. Mögen sich fortan die herzerfreuenden Wolken des Opfers erheben und die alle Wesen beglückenden Wolken der Musik und der Chöre!

21. Und möge auf allen Juwelen der wahren Lehre, auf die Schreine und auf die Bildwerke ein Regen von Blüten und Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten fallen!

22. Wie Manjugosha und die anderen Bodhisattvas die Sieger verehren, so verehre ich auch die beschützenden Buddhas mit ihren Söhnen.

23. Ich preise die Ozeane von Tugenden in Hymnen mit Meeren von Tonfolgen. Mögen sich die unzähligen Lobeschöre in meinem Sinne erheben!

24. So viele Atome es gibt in allen Buddha-Erden, so oft werfe ich mich nieder vor den Buddhas aller Zeiten, vor der Lehre und vor den Besten der Gemeinde.

25. Alle Schreine grüße ich und alle Aufenthaltsorte des Bodhisattva. Ich verneige mich vor den Verehrungswürdigen Lehrern und Asketen.

3. Zufluchtnahme
26. Ich nehme Zuflucht zum Buddha bis ich das Wesen der Erleuchtung erlangt habe. Ich nehme Zuflucht zur Lehre und zur Schar der Bodhisattvas. 4. Sündenbekenntnis

27. Den vollständig Erleuchteten in allen Regionen und den vom Großen Mitleid erfüllten Bodhisattvas verkünde ich mit gefalteten Händen:

28. -29. Alle Sünden, die ich blindes Vieh im anfanglosen Kreislauf oder hier in diesem Leben begangen oder nur veranlasst habe, alle, die ich aus Verblendung zu meinem eigenen Schaden gutgeheißen habe, diese Verbrechen bekenne ich nun von Reue gequält.

30. -31. Alle Vergehen, die ich in Handeln, Reden und Denken aus Niedertracht gegen die drei Juwelen, gegen Vater und Mutter oder andere würdige Personen begangen habe, die schrecklichen Sünden, ihr Führer, die ich, durch Laster verdorbener Sünder, begangen habe, all das bekenne ich.

33. Wie dem entkommen? Beschützt mich schnell! Dass doch ein rascher Tod mich nicht ereile, bevor meine Sünden getilgt sind!

34. Der Tod fragt nicht danach, was wir getan haben oder nicht getan, und vernichtet uns durch unsere Vertrauensseligkeit. Starke wie Kranke können ihm nicht trauen, dem unvermuteten Blitzschlag.

35. Für Angenehmes und Unangenehmes habe ich vielfach gesündigt. Das habe ich nicht erkannt, dass ich alles aufgeben und fortgehen muss.

36. Die mir unlieb sind, werden nicht mehr sein; der mir lieb ist, wird nicht mehr sein; ich selbst werde nicht mehr sein; nichts wird mehr sein.

37. Alles, was ich erfahre, wird zur Erinnerung; alles wird wie im Traume gesehen vergangen sein und nicht wieder gesehen werden.

38. Während ich in dieser Welt weilte, sind zahlreiche Freunde und Feinde dahingegangen, die Sünden aber, die ich um ihretwillen begangen habe, stehen schrecklich vor mir.

39. Dass ich wie sie ein Durchreisender bin, habe ich nicht erkannt. Aus Verblendung, aus Neigung und Hass habe ich vielfach gesündigt.

40. Tag und Nacht nimmt das Leben ohne Unterlass ab und kein Gewinn stellt sich ein. Warum sollte ich etwa nicht sterben?

41. Zwar liege ich hier auf dem Bett, und meine Verwandten umgeben mich, all die Schmerzen aber, die in mein Innerstes schneiden, muss ich ganz alleine ertragen.

42. Wo findet sich ein Verwandter, wo ein Freund, wenn man von Yamas Boten gepackt ist? Verdienst allein ist dann Rettung, und das habe ich nicht gepflegt.

43. Aus Hingabe an das unstete Leben habe ich, ohne diese Gefahr zu erkennen, im Rausch viele Sünden angehäuft, ihr Herren.

44. Selbst dem, den man heute hinführt, um ihm ein Glied abzuhauen, vertrocknet der Leib, er dürstet, er sieht erbärmlich aus, die Welt sieht er verkehrt.

45. -46. Wie wird es erst mir ergehen, wenn mich die grausigen Boten des Yama gegriffen haben, wenn ich von Entsetzen und Fieber verschlungen, vom Ausfluss meines Kotes besudelt bin, und wenn ich mit angstvollen Blicken überall Rettung suche? Welcher Gute wird mich aus dieser Gefahr erretten?

47. Wenn ich die Welt ohne Rettung gefunden habe und wieder in Verwirrung verfallen bin, was will ich dann tun an diesem Ort großen Schreckens?

48. Heute noch nehme ich Zuflucht zu den mächtigen Herren der Welt, die sich bemühen die Welt zu retten und alle Furcht nehmen, die Sieger.

49. Und zur Lehre, die sie erkannt haben, und die die Schrecken des Kreislaufs beendet, nehme ich Zuflucht von ganzem Herzen, und zur Bodhisattvaschar.

50. Vor Angst außer mir gebe ich mich hin dem Samantabhadra, und und auch dem Manhughosa gebe ich von selbst mich hin.

51. Nach Avalokita, dem Herrn von mitleiderfülltem Wesen, heule ich angstvoll den Schmerzensschrei. Möge er mich Sündigen schützen.

52. Die Rettung suchend heule ich nach dem edlen Akasagarbha und nach Ksitigarbha von ganzem Herzen, und nach allen anderen, die von Großem Mitleid sind.

53. Ich verneige mich vor dem Träger des Vajra, bei dessen Anblick die Bösen, die Boten des Yama und andere entsetzt in die vier Himmelsrichtungen fliehen.

54. Eure Gebote habe ich übertreten; jetzt sehe ich die Gefahr und nehme angstvoll Zuflucht zu Euch. Macht der Gefahr ein Ende!

56. Selbst in der Angst vor einer vorübergehenden Krankheit wird man das Wort des Arztes nicht übertreten, um wie viel weniger, wenn einen die vierhundertvier Krankheiten gepackt haben, von denen eine einzige genügt, dass alle Menschen in Jambudvipa zugrundegehen, und gegen die sich in allen Himmelsrichtungen kein Heilmittel findet.

57. Das Wort des allwissenden, alle Schmerzen behebenden Arztes dazu übertrete ich. Schmach über mich in meiner abgründigen Verblendung.

58. Auch an anderen Abgründen stehe ich mit übergroßer Vorsicht, um wie viel mehr an jenem lange währenden Abgrund von Tausenden von Meilen.

59. Heute wird der Tod schon nicht kommen! Dieses Behagen kommt mir nicht zu. Notwendig wird die Stunde nahen, da ich nicht mehr sein werde.

60. Wer hat mir gegeben furchtlos zu sein, oder wie werde ich entrinnen? Notwendig werde ich nicht mehr sein: Warum bleibt mein Geist ruhig?

61. Welcher Gehalt ist mir geblieben von dem, was ich früher genossen und was nun vergangen ist, dem ich so zugetan war, dass ich das Wort der Meister missachtet habe?

62. Diese Welt der Lebenden, die Verwandten und die Freunde werde ich verlassen und allein irgendwohin gehen. Was nützen mir dann alle Freunde und Feinde?

63. Dieser Gedanke steht mir dann Tag und Nacht zu: Aus der Sünde folgt notwendig Leiden. Wie kann ich ihr entrinnen?

64. -65. Alle Sünden, die ich verblendeter Narr angehäuft habe, alles der Natur nach Anstößige, all das bekenne ich vor den Herren und werfe mich dabei mit gefalteten Händen voll Angst vor dem Leiden wieder und wieder zu ihren Füßen.

66. Mögen die Führer meine Verfehlung wie sie ist erkennen! Sie ist verwerflich, ihr Herren. Ich will sie nicht wieder begehen

Wird fortgesetzt...

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