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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

100 Jahre Hippie - Trail

Am 12. Juni ist es genau hundert Jahre her. Hermann Hesse kommt auf die Idee, eine Reise ins Morgenland anzutreten. Sein künstlerisches Schaffen ist auf dem Nullpunkt, er ist geplagt von Depressionen. Es ist der Versuch, aus der Enge seines Wohnortes auszubrechen. Er macht sich auf den Weg in das Land, in dem seine Mutter geboren wurde und von dem er so viel aus Erzählungen weiß. Doch er kommt niemals in Indien an. In Wirklichkeit ist es keine Indienreise, sondern eigentlich eine Indonesienreise: Penang, Singapur, Sumatra, Borneo und Burma. Den Subkontinent erfährt er während der dreimonatigen Reisestrecke nur am Rande: Das Schiff legt zwar in Ceylon an, wo Hesse an Land geht, das buddhistische Heiligtum Kandy besucht und den höchsten Berg besteigt, aber aus dem Vorhaben, die Küste Malabars zu sehen, wird nichts.

In einem Brief schreibt Hesse 1919: „Ich bin seit vielen Jahren davon überzeugt, dass der europäische Geist im Niedergang steht und der Heimkehr zu seinen asiatischen Quellen bedarf. Ich habe jahrelang Buddha verehrt und indische Literatur schon seit meiner frühesten Jugend gelesen. Später kamen mir Lao Tse und die andern Chinesen näher.“
Er glaubte, er würde in Indien das "Wunderland" seiner noch immer unbefriedigten Träume finden. Als er indes - "aus lauter innerer Not" - 1911 die Reise antrat und mit der indischen Wirklichkeit konfrontiert wurde, war er sofort enttäuscht.
"Aber wir selbst sind anders", klagte er in seinem Reisebericht "Aus Indien" (1913), "wir sind hier fremd und ohne Bürgerrecht, wir haben längst das Paradies verloren, und das neue, das wir haben und bauen wollen, ist nicht am Äquator und an den warmen Meeren des Ostens zu finden, das liegt in uns und in unserer eigenen nordländischen Zukunft."
In "Siddhartha" und "Die Morgenlandfahrt" schuf Hesse dennoch ein imaginiertes, geistiges "Asien". Es repräsentierte für ihn den Ursprung allen Seins, die Einheit der Dinge hinter den Gegensätzen, die Heimat der Werte von Menschlichkeit, Toleranz und Frömmigkeit.

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