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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Was ist Zeit - das höhere Selbst


Was ist Zeit eigentlich? Eine schwierige Frage. Entsteht sie nur in unserem Kopf, oder ist sie eine Entität?
In der Physik bildet sie zusammen mit dem Raum unsere Welt.
Doch als Mensch fehlt uns ein Gratmesser. Uns ist es unmöglich Zeit wahrzunehmen. Nur in der Reflexion bzw. in der Erfahrung der Zeit haben wir eine Vorstellung der Zeit. Es ist uns nur möglich "Diese Zeit" in Teilabschnitte zu unterteilen. Je kleiner die Abschnitte, desto genauer können wir messen. Doch das ist nur eine indirekte Meßmethode, nichts, was absolut wäre.
In der Technik spricht man dann nicht von einer Messung sondern von einer Lehrung.

[...] Mit Lehren kann nicht, wie oft vermutet, gemessen werden, denn das Prüfen mit einer Lehre ergibt keinen Zahlenwert. Es kann nur den Sollzustand (Lehre) mit dem Istzustand des Prüflings vergleichen werden. Ein Beispiel hierfür ist der auch unter dem Namen „Schieblehre“ bekannte Messschieber, der mittels einer Feststellschraube ein bestimmtes Maß verkörpert und nur dann als Lehre zu bezeichnen ist. [...]

Es ist so, daß Wahrnehmung, Gedankenprozesse, Erinnerungen, Zeitgefühl und Bewusstsein im Menschen so eng miteinander verknüpft sind, dass sie im Erleben normalerweise nicht getrennt werden können. Die Zeit, Gedanken und das menschliche Bewusstsein erscheinen also nur gemeinsam. Untrennbar vereint.

Wir haben also nur eine Vorstellung der Zeit. Und ich kann mich genau daran erinnern, wie unendlich lange diese ZEIT wird, bis das Christkind endlich das gebracht hatte, was ich niemals haben wollte. Aber das ist nur mir so ergangen. Den Indern wohl an diesem Tage nicht.

Die Vorstellung der ZEIT basiert im Individuum auf Erinnerungen, und der Hoffnung auf Sicherheit und Kontinuität. Diese Sichtweise wird von Kant, von unterschiedlichen östlichen Weisheitslehren und einigen abendländischen Mystikern gelehrt.

„Wir messen nicht nur die Bewegung mittels der Zeit, sondern auch mittels der Bewegung die Zeit und können dies, weil sich beide wechselseitig bestimmen.“ Aristoteles
„Zeit ist, und sie tickt gleichmäßig von Moment zu Moment.“ Newton

[...] Alles bewusst Erlebte wird vom Erlebenden auf eine subtile Weise getrennt. Auch die Zeit wird aus der Position eines unveränderlichen „Außenstehenden“ erfahren. Ebenso setzt ein Identitätsbewusstsein Erinnerungen voraus, die sich im Gedächtnis gebildet haben. Es definiert sich beim Menschen somit normalerweise als ein Zeitbewusstsein. Vergangenheit ist als begriffliche Größe in Form von Erinnerungen und Urteilen zumindest unbewusst ständig gegenwärtig. Ähnliches gilt auch für Wunschvorstellungen, die auf die Zukunft gerichtet sind.[...]

[...] Mit Achtsamkeit im Sinne von Mindfulness ist diejenige geistige Einstellung gemeint, in der man sich um ein breites und gleichmütig-akzeptierendes Achtgeben auf alle Phänomene bemüht, die "im Geist", also "in" der Wahrnehmung oder Vorstellung ("im Bewusstsein") auftauchen: Gedanken aller Art wie Erinnerungen oder sonstige Vorstellungen, Sinneswahrnehmungen aus der Umgebung sowie aus dem eigenen Körperinneren einschließlich aller emotionalen Vorgänge. [...]

[...] Plotin beschreibt die Möglichkeit in einen Zustand der Zeitlosigkeit einzutreten. Dieser ist bei ihm durch völlige Selbsterkenntnis, Gegenwärtigkeit und das Loslassen von Wünschen und Zukunftsvorstellungen gekennzeichnet. Ewigkeit ist für ihn eine raum- und zeit­lose Gleich­zeitigkeit. Ähnliche Aussagen finden sich in vielen Schriften von Theologen, Mystikern und der Philosophia perennis wieder. Um die „Gottesgeburt in der Seele“ zu verwirklichen, so lehrt Meister Eckhart, muss man die Vorstellung von Zeit aus dem alltäglichen Leben entfernen. Die Erfahrung der Zeitlosigkeit erfordere die Aufgabe der Identifikation mit Sinneswahrnehmungen, und in einem gewissen Sinne auch mit dem Verstand bzw. Wissen, mithin den Grundlagen der Alltagserfahrung und Wissenschaften. Als konkreten Weg dahin empfiehlt der „Philosophenkaiser“ Marc Aurel das Nachdenken über den Tod. Meister Eckhart lehrt unter anderem die Übung der Achtsamkeit, betont dabei aber, dass das Einüben dieses Bewusstseinszustandes gewöhnlich nur durch langjährige Übung erreicht wird und vergleicht es mit dem Erlernen von Lesen und Schreiben. In traditionelle östliche Weisheitslehren wie der Zen-Buddhismus haben diese Übungen eine lange klösterliche Tradition. Hier wird der Wechsel des Identitätsbewusstseins, vom Zeitbewusstsein in das Gegenwartsbewusstsein in verschiedenen Abstufungen beschrieben, letztlich aber als eine Erleuchtungserfahrung bezeichnet. Aber auch im islamischen Sufismus werden ähnliche Anweisungen für den „Weg der Derwische“ gegeben. Einig sind sich alle Traditionen darin, dass der Mensch grundsätzlich die Anlage besitzt, im Gegenwartsbewusstsein zu leben. [...]

Doch zurück zur Zukunft:

[...] Ein philosophisch-theologisches Problem stellt die Frage nach der Realität von Zukunft dar. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist nämlich sowohl die Vergangenheit wirklich (in abgeschlossener Weise) wie auch die Gegenwart (in noch offener, zeitlich in die Zukunft hinein fortdauernder Weise). Dass jedoch Zukunft tatsächlich eintritt, liegt nicht in der Verfügbarkeit des Menschen. [...]

Und darum dreht sich alles.

Wenn man nun in den Zustand der Zeitlosigkeit eintreten will, aus dem Gunde nähmlich, sein Höheres Selbst zum Vorschein kommen zu lassen, so ist es unabdingbar, Projektionen, Hoffnungen, Ängste und Kognitionen fahren zu lassen. Das geht jedoch nicht über den Intellekt. Es muß erfahren werden. Hierzu sind Übungen notwendig. Kontemplation, Versenkung, Meditation, Achtsamkeit, usw.

Erleuchtung fällt nicht vom Himmel. Ja. Wobei dieses Höhere Selbst das Ziel ist. Denn es liegt jenseits von Zeit und Raum. Vernab unseres Alltagsgeistes. In Indien wird der Alltagsgeist als Affengeist bezeichent, der umherschweift, auch wie ein Hund, und dabei verrottet Dinge ins Maul nimmt. Dinge, die dem Untergang geweiht sind noch ehe sie richtig entstanden sind. Sie sind also im Grunde leer. Nicht inhärent existent. Warum daran anhaften. Sie bringen nur Leiden hervor.

"Wie aber, ihr Mönche, hofft man auf die Zukunft hin?

  • 'Also will ich einst meine Form haben': daran findet man seine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst mein Gefühl haben': daran findet man seine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst meine Wahrnehmung haben': daran findet man seine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst mein geistiges Gestalten haben': daran findet man seine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst mein Bewußtsein haben': daran findet man seine Befriedigung.

Also, ihr Mönche, hofft man auf die Zukunft hin.

"Wie aber,ihr Mönche, hofft man nicht auf die Zukunft hin?

  • 'Also will ich einst meine Form haben': daran findet man keine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst mein Gefühl haben': daran findet man keine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst meine Wahrnehmung haben': daran findet man keine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst mein geistiges Gestalten haben': daran findet man keine Befriedigung;
  • 'Also will ich einst mein Bewußtsein haben': daran findet man keine Befriedigung.

Also, ihr Mönche, hofft man nicht auf die Zukunft hin.


Der Buddha lehrte: „In diesem Körper sind Form, Gefühl, Wahrnehmung, Gedanken und Bewusstsein. Dies sind unsere Lehrer, sie vermitteln uns Wissen; richtige Meditation und Ergründung sind aber unabdingbar. Wenn du deine Zweifel beenden möchtest, dann halte inne und untersuche diesen Körper und Geist. Löse dich von der Vergangenheit. Was immer man an Gutem, was immer man an Schlechtem getan hat, gib es auf. Daran festzuhalten bringt keinen Nutzen. Was immer gut war, ist vorbei, was immer falsch war, ist vorbei. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Was immer sein wird, wird in der Zukunft entstehen und vergehen. Wenn es soweit ist, sollst du es erkennen und aufgeben ohne dich weiter daran festzuhalten. Was immer sich in der Vergangenheit ereignet hat, ist verschwunden. Weshalb willst du die Zeit verschwenden, indem du heute darüber nachsinnst? In der Gegenwart brauchst du dich nicht damit zu befassen. Es ist nicht nötig, dass du versuchst, irgendwelche Gedanken oder Erkenntnisse anzuhalten, vielmehr sollst du gewahr sein, wenn deine Gedanken und Erkenntnisse in der Vergangenheit verweilen, und dann lass los, denn sie drehen sich um etwas längst Abgeschlossenes. Die Zukunft ist noch nicht da. Wenn du weißt, dass Gedanken an die Zukunft entstehen und vergehen, lass sie gehen. Gedanken an die Vergangenheit sind vergänglich. Die Zukunft ist ungewiss. Mit diesem Wissen lass los. Betrachte die Gegenwart, eben jetzt.

von Wymannus comes

(alle mit [...] gekennzeichneten Textstellen Quelle: Wiki)

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