Navigation

Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Ökonomie - Ökologie - Kaufrausch und Konsumverzicht







Konsum als Religionsersatz

Seit 150 Jahren rufen westliche Konsumverweigerer Buddha und die Götter des Hinduismus zu ihren Kronzeugen auf. Doch was Schopenhauer, Hesse und die Beatles als weltflüchtige Askese vermittelten, hat mit dem aktuellen indischen Wirtschaftsboom nichts zu tun. Und tatsächlich: Buddha hat mit seinem „mittleren Pfad“ keine Verweigerung materieller Errungenschaften gelehrt, sondern einen vernünftigen Kompromiss aus Gier und Verzicht, eine Befreiung aus den Konsumzwängen – also nichts wesentlich anderes, als man bei Fromm, Marcuse und in diversen Selbsthilfebüchern nachlesen kann.

Bleibt die Frage, ob sich das Kaufritual in den Konsumtempeln nicht schon längst als eigenständige (Ersatz-)Religion etabliert hat. Seit Jean Baudrillard sind sich die postmodernen Theoretiker einig: Die Marke als Chiffre für ein erfülltes Leben ist die neue Herausforderung für die etablierten Religionen. Sie sendet hochfrequente Signale aus: Kauf mich, und du wirst erlöst! Die Identifikation mit Marken und Stars hilft dem entwurzelten Individuum, seinen Platz in dieser Welt zu finden. Genau dies war traditionell die Aufgabe der Metaphysik. „Die Götter, die aus dem Himmel der Religionen verdrängt wurden, kehren als Idole des Marktes zurück“, heißt es beim Medienphilosophen Norbert Bolz.

Inspiriert von diesen Perspektiven haben sich auch Ökonomen des Themas angenommen. Azzi und Ehrenberg scheuten sich nicht, den Konsum im Jenseits in das Standardmodell des „homo oeconomicus“ einzubauen. Grund für die religiöse Nachfrage sei, wie immer und überall, das Ziel einer Maximierung des Nutzens. Religiöse Angebote werden demnach konsumiert wie andere Güter auch, mit einer Eigenart: Sie sind nicht nur per se angenehm, sondern verheißen auch eine Belohnung im Jenseits – ein Sparplan auf den künftigen Konsum.

Die großen Religionen kämpfen also an vielen blasphemischen Fronten. Als ganz irdische Verbündete könnten sich bald die begrenzten Ressourcen zur Produktion immer neuer Güter erweisen. Denn wie schon Gandhi sagte: „There is enough for every-one's need, but not for everyone's greed.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2007)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ahimsayama
Buddha war gar nicht gegen Besitz, er wusste der Reich, kann mit dem Besitz umgehen. Ein Reicher hat im Buddhismus auch Verantwortung und ist verpflichtet auch etwas für die ärmeren zu tun.Wenn aber ein armer Mann zu Reichtum kommt kann das dem Karakter schaden.
Konsum ist auch im Buddhismus nichts schlechtes, die Frage ist auch Hier, was wir konsumieren?.Was ist begehren?, ist Hunger begehren, der Wunsch nach schönen Kleider, ist das Begehren? Ich glaube nicht, weil erst das anhaften an den Dingen, setzt begehren frei. Dank der Vergänglichkeit, haben wir die Chance uns auch einmal etwas grosses zu wünschen. Wir müssen uns nur bewusst sein, das wir alles auch verlieren können.Alles ist vergänglich.
Wenn ich etwas schönes mein eigen nenne, bin ich mir bewusst, ich habe es eigentlich schon wieder verloren. Wenns weg ist ist es eben weg. Kein anhaften,kein begehren.
mit freundlichen gruss zentao

Unknown hat gesagt…

Der Buddha:
"Gleichwie etwa, Hausvater, wenn sich unfern eines Dorfes
oder einer Stadt ein dichter Forst befände, und ein Baum
stände darin, der reifende Früchte trägt, und keine der Früchte
wäre herabgefallen.

Und es käme ein Mann herbei, der Früchte begehrt, Früchte sucht,
nach Früchten ausspäht; und er gelangte ins Innere des Forstes und
gewahrte den Baum, der reifende Früchte trägt,

Da gedächte er:
'Dieser Baum ist mit reifenden Früchten behangen, und keine der
Früchte zu Boden gefallen: aber ich kann ja Bäume erklettern!

Wie, wenn ich nun da hinaufkletterte und mich daran satt äße und
den Rockschurz voll davon pflückte?' Und er kletterte hinauf und äße
sich satt und pflückte den Rockschurz voll.

Aber ein zweiter Mann käme herbei, der Früchte begehrt, Früchte
sucht, nach Früchten ausspäht, mit einem scharfen Beile versehn;
und er gelangte ins Innere des Forstes und gewahrte den Baum
mit den reifenden Früchten; da gedächte er: 'Dieser Baum trägt
reifende Früchte, und keine der Früchte liegt auf der Erde, und
Bäume erklettern, das kann ich nicht: wie, wenn ich nun diesen
Baum an der Wurzel fällte und mich dann satt äße und den
Rockschurz vollpflückte?'

Und er fällte den Baum an der Wurzel. Was meinst du wohl,
Hausvater: wenn da jener Mann, der zuerst hinaufgestiegen,
nicht gar eilig herabkletterte, möchte ihm da durch den Sturz
des Baumes die Hand zerschmettert oder der Fuß zerschmettert
oder andere Glieder des Leibes zerschmettert werden, so daß
er Tod oder tödlichen Schmerz erlitte?"

"Freilich, o Herr!"

"Ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich:
'Baumfrüchten gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt,
voller Leiden, voller Qualen, das Elend überwiegt'; und er sieht es
also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den
Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den
Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem
Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.