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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Von Physikern und ihren Katzen

Von Physikern und ihren Katzen

Die Physiker scheinen sich durch Erfahrungen in der Quantenphysik
unsicher zu sein, wie und ob ein Zusammenhang zwischen Geist und
Materie besteht. Schrödinger ein alter Physiker, hat sich folgendes
Gedankenexperiment, das mich immer wieder in Begeisterung versetzt,
ausgedacht.

[..] Das Originalzitat: ,,Man kann auch ganz burleske Fälle
konstruieren. Eine Katze wird in eine Stahlkammer gesperrt, zusammen
mit folgender Höllenmaschine (die man gegen den direkten Zugriff der
Katze sichern muß): in einem Geigerschen Zählrohr befindet sich eine
winzige Menge radioaktiver Substanz, so wenig, daß im Laufe einer
Stunde vielleicht eines von den Atomen zerfällt, ebenso wahrscheinlich
aber auch keines; geschieht es, so spricht das Zählrohr an und
betätigt über ein Relais ein Hämmerchen, das ein Kölbchen mit
Blausäure zertrümmert. Hat man dieses ganze System eine Stunde lang
sich selbst überlassen, so wird man sich sagen, daß die Katze noch
lebt, wenn inzwischen kein Atom zerfallen ist. Der erste Atomzerfall
würde sie vergiftet haben. Die Psi-Funktion des ganzen Systems würde
das so zum Ausdruck bringen, daß in ihr die lebende und die tote Katze
zu gleichen Teilen gemischt oder verschmiert sind. Das
Typische an solchen Fällen ist, daß eine ursprünglich auf den
Atombereich beschränkte Unbestimmtheit sich in grobsinnliche
Unbestimmtheit umsetzt, die sich dann durch direkte Beobachtung
entscheiden läßt. Das hindert uns, in so naiver Weise ein
,,verwaschenes Modell" als Abbild der Wirklichkeit gelten zu lassen..."
- Erwin Schrödinger, Naturwissenschaften, 48, 807; 49, 823; 50, 844,
November 1935. [...]

Die Katze ist also weder tot noch lebendig. Erst wenn wir hinschauen,
also unseren Geist auf sie richten, entscheidet sich ihr Zustand. Das
meinen auch andere Physiker, wenn sie sagen, daß der Mond nicht
vorhanden wäre, wenn niemand ihn betrachten würde.

Ähnlich ist es mit Lichtquanten. Sie erscheinen sowohl als Teilchen
als auch als Welle. Doch niemals ist es uns experimentell gelungen ihr
duales Wesen innerhalb eines Versuchsaufbaus nachzuweisen. Wir
erkennen sie immer nur als Welle oder als Teilchen. Es scheint so, als
wenn unser Geist über die Art des Zustandes des Quants entscheidet.

Genauso soll es sich mit Paralleluniversen verhalten. Sie werden von
einigen hochrangigen Wissenschaftlern postuliert. Das Erscheinen des
einen oder anderen Universums hängt auch dort vom Beobachter ab.

Nun kommen auch noch die Buddhisten und behaupten
ähnliches. Leid läßt sich bezwingen, wenn man die Unwissenheit in
Bezug auf die Seinsweise der Phänomene auflöst.
Wie ist das Phänomen Stein beschaffen? Es besteht aus kleinen
Bausteinen (Molekülen). Der Abstand zwischen ihnen ist teilweise so
groß, daß im Maßstab eines Kirschkerns das zugehörige Elektron -der
Molekülkern würde in 600 Km Entfernung liegen- am Eifelturm vorbeirast. Das ganze
Gebilde Stein besteht im Innersten also vorrangig aus Leere. Dennoch haben wir
den Eindruck, daß es tragfähige Materie sei, die, wenn sie uns am Kopf
trifft, zumindest Wut in uns auslöst. Doch was ist mit einem Stein,
der in einem Zen-Garten liegt? Er könnte uns Freude bereiten. Wie sind
sie nun beschaffen diese Steine. Sie sind nicht im Innersten Wut oder
Freude, auch nicht substanzlos oder gar angefüllt...

Diese Gedanken machen mich frei. Es ist die Frage, welches Etikett ich
einem Phänomen aufdrücke. Ob ich daraus Leid erfahre oder Glück. Da wir aber
als Menschen immer auf der Suche nach Glück sind, schaden wir uns im
Grunde selbst. Allein diese Suche nach immer neuem, vermeintlichen Glück im Außen
macht es, daß wir unsere Anhaftungen verstärken. Unsere
Selbstprogrammierung auf der Grundlage der Unterscheidung von "Ich und
Andere" treibt uns gegen den Strom. Wenn ein Selbst existiert,
unterscheidet man es von den anderen. Wenn sich die Begriffe Selbst
und Andere gebildet haben, entsteht Begierde und Haß. Dieses Selbst
bildet sich schon früh in der Kindheit. Sie, die Kinder, erkennen sich
eines Tages im Spiegel und denken, daß bin ich. Das ist meins. So
entstehen Konflikte und Leid. Mauern und Kriege.

Doch was ist mit meinen Wünschen? Darf ich Wünschen? Grundsätzlich darfst du alles.
Du darfst hoffen und wünschen, was du willst und du darfst schlimm finden, wie
ungerecht die Welt ist. „Dürfen“ trifft es nicht wirklich. Es ist das falsche Wort.
Wer sich nach Sicherheit sehnt, hat Angst. Wer sich nach Liebe sehnt, dem fehlt
Zuversicht. Solche Eingeständnisse können dich weiterbringen. Statt Bestellungen
beim Universum aufzugeben und Engelkarten zu ziehen, schneidest du deinen
Vermeidungsstrategien den Weg ab. Du hörst auf zu flüchten und siehst hin.
Das ist eine sehr heilsame Form von spirituellem Realismus. Ein Mensch,
dessen Wert davon abhängt, was er in den Augen der Allgemeinheit wert ist,
kann sein Potenzial nicht entfalten. Er beginnt sich zu fürchten. Solange du
glaubst, dass du dich irgendwie oben halten musst und für alles eine Bestätigung
brauchst, wirst du bereit sein, dich wieder und wieder zu verleugnen. Wenn dir klar wird,
dass du mit deinen Manipulationsversuchen gescheitert bist, wirst du den nötigen Mut
haben, dein eigenes Leben zu riskieren. Es lebe die Katze von Schrödinger.

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