Navigation

Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Das sechste Sinnestor

Man sagt:

"Für den Stress im modernen Alltag sei nicht die Gesellschaft verantwortlich. 

Dann müssten alle an Stress erkrankt sein. 

Die Ursache für Stress liege stattdessen in der Einstellung jedes Einzelnen..."




Im Westen herrscht die Vorstellung vor, daß man Glück dann erlangt, wenn sich die Außenwelt unseren Vorstellungen gemäß verändert. Die buddhistische Psychologie lehrt jedoch, daß Glück vom Zustand unseres Geistes abhängt. 
Ein Denken, daß sich einseitig den Phänomenen zuwendet, also Lob ersehnt, Tadel sucht zu vermeiden, scheitert an der Realität des Dualismus, der uns umgibt. Vergnügen und Schmerz, Gewinn und Verlust usw. treten gemeinsam auf. Die Wechselhaftigkeit und Unbeständigkeit der Phänomene ermöglicht erst die Dynamik der Welt.


Wie man das Leben erfährt, hängt von den Geisteszuständen ab, die wir in uns erzeugen. 


Das reine Gewahrsein ist offen, klar, ungefärbt und weit. Es ist der leere Spiegel, in dem alles widerscheint, und der doch von allem unberührt bleibt. Rein und klar. Wenn wir im Gewahrsein ruhen, dann ist unsere Erfahrung weit wie der Raum, und doch sind wir ganz nah am Geschehen, ohne dabei unsere Schutzwälle hochfahren zu müssen. Wir spüren die natürliche Verbundenheit des Herzens mit dem Leben. Mitgefühl entsteht. Das ist die wahre Natur des Geistes hinter den Schleiern der Verblendungen. So zeigt sich das Gewahrsein in seiner Ganzheit. Da auch hier der Dualismus am Werke ist, kann sich das Gewahrsein aber auch als Teilchenaspekt zeigen. Es nimmt dann die Färbung des gegenwärtigen Phänomens an, das im Bewußtsein aufscheint. Das reine Gewahrsein wird jetzt durch Emotionen, Gedanken und Erwartungen gefärbt. Es ist dann eine Abfolge von klar unterscheidbaren Augenblicken, die auf der Grundlage der aktuellen Geisteshaltung entstehen und wieder vergehen. 
Der Klang einer Saite hängt entscheidend von der Beschaffenheit des Instruments, der Spannung der Saiten und von den Bemühungen des Spielers ab. Ebenso wie man die Schwingung einer Saite beobachten und verändern kann, so kann man das Bewußtsein und seinen momentanen Zustand beobachten und verändern. Man kann also die Bewußtseinszustände erkennen und wandeln. Sie ziehen wie Wolken über den blauen Himmel des reinen Gewahrseins. Das reine Gewahrsein erscheint dann, wenn man sich die Frage stellt:



Wer ist der, der wahrnimmt?



Am Anfang beseitigt er die Geistesgifte
In der Mitte beseitigt er das Ich 
Am Ende beseitigt er jegliche dualistiche Vorstellung
So geht der Weise vor 



Wer ist man wirklich, was kann man wirklich, was tut man von innen her, weil es stimmt?
Ich stelle immer wieder fest, wie eingeschränkt meine Leistungsfähigkeit ist. Und doch sind mir Fähigkeiten und Möglichkeiten neben der Erkrankung geblieben. Sie auszubauen und zu umsorgen ist im Moment mein Ziel. Doch leben wir in einer Welt, die so entfremdet ist, daß der Streß in viele Bereiche unseres Lebens eindringt, ohne daß wir damit identisch sind. 
Wir müssen das jetzt tun...ohne daß wir noch zu uns selber kommen...man bewegt nur noch die Arme   - marionettengleich 


Thomas Balbach, 19 Jahre, in einer Sendung mit Eugen Drewermann zum Thema Streß/Hörerfragen:
Ich habe gerade das Abitur gemacht. An einem bayerischen Gymnasium. Dort gab es Anti-Streß- Flyer und Infoabende. Gleichzeitig wurde der Leistungsdruckgedanke vom Direktorat und von den Lehrern beweihräuchert.
So kam es, daß schon Monate vor dem Abiturprüfungen die Schüler in Streß gerieten. Manche hatten Atemnot, emotionale Ausbrüche/Anfälle, zerstörten Schulinventar, beendeten Freundschaften, um nicht abgelenkt zu werden, und, was die allermeisten taten: Ritalin konsumieren, in hohen Dosen, wochenlang.
Jetzt sind die Prüfungen geschafft. Es wird die Leistungsfähigkeit und Einsatzfreude in Veranstaltungen gepriesen. Doch die meisten erlitten immensen Schaden in den letzten zwei Jahren. Auch ich fühle und erlebe das persönlich...
Werden wir im Spätkapitalismus nicht zum Streß erzogen?
Wie hätte ich der Internalisierung (die Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte, Normen und sozialer Rollen) entkommen sollen und den traurigen Folgen, dem Streß?

Keine Kommentare: