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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Und wenn die Gegenwart unserer Welt ein Chaos ist, dann muss man eben bei diesem Chaos ansetzen

Das Chaos im Außen drückt sich bei mir zeitweise auch als ein Chaos im Innen aus. Ich denke, daß der Mensch jedoch nach Sicherheit und Stabilität strebt. Gibt es Strategien, Handlungs- und Denkweisen, die kulturübergreifend sind? Wie ist der Blick von außen auf den Westen? Wie kann man immaterielle Bedürfnisse und Wünsche des Menschen mit der immer weiter fortschreitenden Technisierung in Einklang bringen?


"Gelassenheit und Wu-Wei" von Yen-Hui Lee aus Taiwan
[...] Ich bin in einer Zeit in einem Dorf in Südtaiwan geboren, als die Technologisierung dort noch unbekannt war. In meiner Kindheit war die Umwelt ganz einfach: Es gab um unser Dorf herum viel Natur mit Obstbäumen, Reis- und Gemüsefeldern. Die Einwohner lebten in einem engen Sozialverbund, in welchem das gegenseitige Helfen selbstverständlich war. Im Zentrum des Dorfes stand ein taoistischer Tempel, in dem alle Kinder spielen konnten und in dem alle Versammlungen des Dorfes stattfanden. Durch die rasche Technologisierung
(innerhalb von 30 Jahren), veränderten sich die Sozial - und Familienstrukturen, die Wertvorstellungen der Menschen und die gesamte Umwelt gewaltig. Die Insel Taiwan wurde in einen voreiligen Prozess der Modernisierung geworfen, in dem alle Ebenen der westlichen Kultur unkritisch aufgenommen wurden. Der materielle und kulturelle Standard des Westens wurde zum Ziel der Regierung und damit auch für alle Menschen. Dadurch entstand in Taiwan eine merkwürdige „Kulturmischung“: eine erfolgreiche Wirtschaft, eine zerstörte Umwelt, kapitalistische Wertvorstellungen der Einwohner, eine mafiose Demokratie, ein von der Technik bestimmter Umwelt- und Lebensrhythmus, ein Einsatz von Massenmedien, der alle möglichen Denkströmungen und Kulturinhalte der westlichen Länder verbreitete, und merkwürdigerweise hielt sich doch der Glaube der meisten Einwohner – bewusst oder unbewusst – an den Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus.
Wenn das Philosophieren eine weitgehende Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Welt bedeutet, dann bedeutet es für mich primär die Phänomene dieser sich schnell verändernden Umwelt zu verstehen:
Der verlorengegangene einfache Lebensstil, die sich rasch entwickelnde technische Welt und die chaotische Kulturmischung aus den alten chinesischen Traditionen, dem technischen Denken und der Aneignung verschiedener Inhalte der westlichen Kulturen. Ich bin immer erstaunt, wie groß die Anpassungsfähigkeit der Menschen ist. Wie können sie so unterschiedliche Denkweisen, Religionen, Wertvorstellungen, Lebensformen und Weltanschauungen miteinander koordinieren und sich in so kurzer Zeit an eine so verschiedene Umwelt anpassen und damit leben? Wahrscheinlich ist der Mensch grundsätzlich an die Widersprüche und Konflikte zwischen dem Denken und dem Leben gewöhnt, weshalb es ihm möglich ist, mit so großen Veränderungen der Welt und ihrer selbst zurecht zu kommen. Oder es beruht auf dem starken Überlebens-Instinkt, mit dem der Mensch auf die neuen Situationen der Umwelt reagieren und sich neue Vorstellungen vom Leben bilden kann. [...] weiter ganze PDF

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