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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Angst vs. Freiheit

„Wenn du deinen Frieden gemacht hast, sind die Dämonen, die dich umgeben, in Wirklichkeit Engel.“ (Meister Eckhardt)



Nur noch mit dem Taxi ins Hotel, um auszuruhen. Dann kam die Nacht. Zu ersten Mal in meinem Leben hatte ich wirklich ein Gefühl von Bedrohung, als ich in diesem Hotelzimmer lag, und mir die Umgebung, in der ich mich befand, so ganz und gar nicht vertraut war. Die Welt um mich herum war dunkel. Fremde Kultur, fremde Menschen, fremde Geräusche und Gerüche. Es war meine erste Nacht in Indien. Vergleichbar mit dem Unbehagen - ich gehe nicht in diesen dunklen Keller - was man ja aus Kindertagen kennt.
Was mir ein gewisses Gefühl der Geborgenheit gab, waren die beiden Beckerburschen aus der Schweiz, mit denen wir uns das Zimmer teilten, des Geldes wegen. Unser "Wohnsitz" befand sich gleich neben dem Gateway of India in Bombay.
Mann macht sich ja so seine Gedanken. Über die Beckerburschen, über das Land, über die Herausforderungen des nächsten Tages, über den Plan B. Schließlich hat Mann alles am Mann.

Was ich damals noch nicht ahnte, war, daß ein jeder Tag in irgendeiner Form eine oder gar ein dutzend "Herausforderungen" im Angebot haben würde. Das würde von dem üblen Gefühl reichen den ganzen Rucksack auf ein "Super Coach Bus" -Dach legen zu müssen, in der Hoffnung, daß er nach hunderten von Kilometern wieder in meinen Armen landet (die Inder kennen das und grinsen schon bei der Übergabe, was die Sache nicht leichter macht), was er auch immer tat - bis zu jenen pösen Purschen, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen ihre eigenen deutschen Kollegen abziehen zu wollen - über die ganzen wunderbaren anderen Erlebnisse, die dieses Land und ihre Menschen so polarisierend, phantastisch und liebenswert machen.

Da stand ich wohl in jener Nacht an der Grenze zwischen Freiheit und Angst. Vor dem Entschluß sich mitnehmen zu lassen, oder zurück ins vertraute Deutschland zu gehen...

In der Rückschau war diese Nacht "nur" ein Gefühl. Nichts von dem, was Mann sich so vorgestellt hat, ist eingetroffen. Kritisch wird es, wenn die "Dämonen" Mann davon abhalten, die Augen frei und möglichst unverstellt offen zu halten. Mit kritisch meine ich nicht irgendeine Gefahr, wie diese vermaledeite Stromleitung, die nahe am Kopfe des Betrachters von einer Wand, am Duschkopf vorbei, hin zum Warmwasserboiler führt und mittendrin mit einer Lüsterklemme geflickt ist. Nein, ich meine den Verlust von Offenheit...


OR

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