Sie nennt sich Nina Simone, um ihrer Mutter die Schande zu ersparen, dass ihre Tochter Musik für die sündige Welt spielt, sie sitzt im langen, geschlossenen Kleid über die Tasten des Flügels gebeugt, rezitiert Musikgeschichte und vergrault das alte Stammpublikum. Der Besitzer stellt sie vor die Alternative zu singen oder zu gehen – und sie singt. Es entsteht jene unverwechselbare Mischung aus klassischer Pianobegleitung, Blues, impressionistischem Schmelz und schwarzer Ekstase, die keine Schule, keine Mode begründet, da sie einmalig ist – keine Schublade, kein Vergleich. Lange fand man sie weder in einem Rock- noch in einem Jazzlexikon.
Mit dem Protestsong Mississippi Goddam stieg sie 1964 zur musikalischen Leitfigur der schwarzen Bürgerrechtsbewegung auf, und es waren nur ihre Songs, die sie davon abhielten, 1966 nach dem Bombenattentat auf die Kinder in der Kirche in Birmingham zum Gewehr zu greifen. Sie wird diesen Schmerz und ihre Verbitterung ihr Leben lang nicht verlieren: „Es ist Zeit für ein wenig Gerechtigkeit nach dem Alten Testament.“ Ihr eigenes, privates Leben zerbricht dabei Stück um Stück. Sie flieht aus ihren Ehen, sucht ihre Bestimmung in Afrika, unternimmt Europatourneen, die sie ihrem politischen Kampf in den USA entfremden, verfällt dem Alkohol und den Drogen – denen sie nie ganz entkommen wird – und zieht sich mehr und mehr aus dem Rattenrennen zurück.
Am Ende ist es Frankreich, wo sie sich in einer Villa verbirgt, das Gewehr im Anschlag, um auf unerwünschte Besucher zu schießen. Sie wird zur Exilantin, zur Überlebenden per Zufall, einer Künstlerin, die ihr wahres Publikum, ihr eigenes Volk verloren hatte. Es war die einzige Entschuldigung, die sie für den Verrat an der geliebten, klassischen Musik gelten ließ: Lieder zum Befreiungskampf ihres Volkes. Quelle: ZEIT
Mit dem Protestsong Mississippi Goddam stieg sie 1964 zur musikalischen Leitfigur der schwarzen Bürgerrechtsbewegung auf, und es waren nur ihre Songs, die sie davon abhielten, 1966 nach dem Bombenattentat auf die Kinder in der Kirche in Birmingham zum Gewehr zu greifen. Sie wird diesen Schmerz und ihre Verbitterung ihr Leben lang nicht verlieren: „Es ist Zeit für ein wenig Gerechtigkeit nach dem Alten Testament.“ Ihr eigenes, privates Leben zerbricht dabei Stück um Stück. Sie flieht aus ihren Ehen, sucht ihre Bestimmung in Afrika, unternimmt Europatourneen, die sie ihrem politischen Kampf in den USA entfremden, verfällt dem Alkohol und den Drogen – denen sie nie ganz entkommen wird – und zieht sich mehr und mehr aus dem Rattenrennen zurück.
Am Ende ist es Frankreich, wo sie sich in einer Villa verbirgt, das Gewehr im Anschlag, um auf unerwünschte Besucher zu schießen. Sie wird zur Exilantin, zur Überlebenden per Zufall, einer Künstlerin, die ihr wahres Publikum, ihr eigenes Volk verloren hatte. Es war die einzige Entschuldigung, die sie für den Verrat an der geliebten, klassischen Musik gelten ließ: Lieder zum Befreiungskampf ihres Volkes. Quelle: ZEIT
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