Der neue Premierminister der Tibetischen Exilregierung wurde heute gewählt, nachdem SH der Dalai Lama alle weltlichen Ämter abgegeben hatte. Die Exilregierung hat Lobsang Sangay zum Nachfolger bestimmt.
Sangay übernimmt ein Amt, das mit wenig echter Macht, aber großer weltpolitischer Aufmerksamkeit einhergeht. Seine größte Herausforderung wird darin bestehen, unter den Exiltibetern einen neuen Konsens darüber zu schaffen, wie es mit ihrer Bewegung weitergehen soll.Mehr als ein halbes Jahrhundert, nachdem die Dalai-Lama-Getreuen aus der Volksrepublik China flüchteten, ist die Exilgemeinde in sich zerstritten. Während die einen im Interesse besserer Kontakte zu ihrem Heimatland für größere Kooperation mit Peking plädieren, wollen andere die Tibeter zum Aufstand gegen die chinesische Obrigkeit ermutigen. Bisher verdanken die Auslandstibeter ihren Zusammenhalt vor allem dem Charisma des mittlerweile 75-jährigen Dalai Lama. Wie sie nach dessen Tod dem gewaltigen Druck aus Peking standhalten wollen, ist völlig offen.
FOCUS Online: Gleicht Ihr Kampf nicht dem einer Maus gegen einen Elefanten? Wer aus dem Westen riskiert den Unwillen Chinas?
Sangay: Elefanten fürchten Mäuse, weiße nämlich. Und wir Tibeter sind die weißen Mäuse. Die chinesische Regierung reagiert zum Beispiel auf meine Wahl nervös, weil wir nun eine demokratische legitimierte Exilregierung haben und sie eine Besetzung ohne jedes Mandat hat. Als Mahatma Gandhi seine Bewegung gegen das britische Empire führte, hat sicher jemand gesagt: „Wie könnt ihr das wagen?“ Das Empire war damals das mächtigste Land der Welt. Als Nelson Mandela für Demokratie in Südafrika kämpfte, hat er bestimmt ähnliches gehört. Ebenso wie Martin Luther King bei seinem Kampf gegen die Apartheid. Und trotzdem ist das alles wahr geworden. Auch die Wahl von Barack Obama zum ersten schwarzen Präsidentschaftskandidaten haben viele vorher für unmöglich gehalten. Und wer hätte geglaubt, dass die Berliner Mauer fallen und Deutschland sich wiedervereinigen würde? Manchmal kann sich die Maus eben gegen den Elefanten durchsetzen. Eines Tages werden auch wir Tibeter – unter anderem mit der Unterstützung Deutschlands – siegen. Die Kanzlerin ist eine starke Anwältin für die Freiheit, denn sie weiß, was es bedeutet, im Kommunismus zu leben. Ich war übrigens ein paar mal in Deutschland. Als ich neben der Berliner Mauer stand, hab ich mir selber geschworen: Eines Tages werden wir Tibeter auch so einen Mauerfall erleben.
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