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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Beyond The Thornbush

Es begab sich, daß drei Mönche eine Weile gemeinsam auf dem gleichen Pfad gingen. Im einem Wald standen sie plötzlich vor einem Dornenbusch, der ihren weiteren Weg behinderte. Nach kurzem Ratschluß sprang der erste mutig in die Dornen. Der zweite zog sein Schwert und hieb immerfort auf den Busch ein. Der dritte ging um ihn herum.

Da ist also einer, der sich hineinschmeißt. Er weiß, daß er sich Wunden zufügen wird. Hier und auch am nächsten Busch und am nächsten...
Kann er sich nicht spüren? Was verspricht er sich davon? Braucht er Schmerz, um leben zu können? Warum? Wer hat ihm das aufgetragen?

Da ist also einer, der hiebt zu. Er weiß, daß er tötet und Leiden erzeugt. Er kämpft - einen sinnlosen Kampf. Muß er Schmerz in die Welt tragen? Warum? Wer hat ihm das aufgetragen?

Da ist also einer, der seinen eigenen Weg geht. Er geht ihn einsam. Er weiß, ein Leben ohne Probleme kann es nicht geben. Läuft er davon? Warum? Ist er zu schwach, um sich hineinzuwerfen oder den Hieb anzusetzen? Muß er einsam sein? Wer hat ihm das aufgetragen?

ICH wollte es. Vor ca. einem Jahr. Aus dem Wissen und dem Glauben heraus, daß Ängste Ängste besiegen. So zumindest die Psychologen. 
Womit besiegt man den Aufzug? Mit Aufzugfahren? Womit besiegt man das Flugzeug? Mit Flugzeug fliegen! Womit besiegt man den Steppenwolf? Mit!?
Da liegt schon mein erster Denkfehler. Warum mich besiegen wollen?
Ich wollte keinen Versuch auslassen. Mich hineinstürzen in den Dornbusch. Sehen, was er mir zu sagen hätte. Wie es sich anfühlt, und wie er von innen aussieht. Wie weit sich der Schmerz ertragen läßt, und da war die Hoffnung, daß er mich abhärten möge. Schmerz mit Schmerz besiegen und als Sieger hervorgehen.

 Ja, viel ICH. 
ICH, ICH, ICH.

Ich fand nicht mich. Ich fand den Dornbusch. Mit all seinen Schmerzen, seinen Dornen und den Wunden. Wie dumm von mir.
Und da war die Hoffnung, es wären andere in dem Busch, die mir zeigen würden, wie ich mit ihm umzugehen hätte, wie man seinen Pfad durch ihn hindurch finden könnte. 
Sie sagten, bewege dich nicht. Dann gewöhnst du dich an den Schmerz. Jede Bewegung werden der Busch und wir dir heimzahlen. Sieh dir die anderen an, mir ihrer Wut, ihrem Haß, ihrer Hoffnungslosigkeit, ihren Projektionen. Sie bewegen sich nicht. SIE haben gelernt. Dafür werden sie von ihm belohnt. Nimm dir ein Beispiel an ihnen, dann wird er dich führen. Er wird dich langsam in die Verbitterung führen, wird dir zeigen, wie unausgedrückte Wut und Haß in die Hoffnungslosigkeit führt - wie sich dein Geist langsam selbst vergiftet. 
Was hatte ich nur erwartet? Hatte ich gedacht, daß die, die auf dem Weg sind, mit mir wären, sich mit mir dort aufhalten würden? Ja, vielleicht sind auch sie dort. Doch sie würden mich sicherlich dazu aufrufen, weiter meinem eigenen Pfad zu folgen.
"Moment noch, ich darf mich nicht bewegen!", wäre irgendwann meine Antwort?

Allein sind die Menschen noch annehmbar, doch wenn sie Cliquen bilden, fangen sie an, zu verblöden. Sie verfallen dem Gruppenwahn. Sie sind so sehr darauf aus, in Gruppen zu verblöden, dass sie dafür extra Vereine gründen und Mitgliedsbeiträge bezahlen. Zazen bedeutet, sich vom Gruppenwahn zu verabschieden.

AN DICH von Sawaki Kôdô Rôshi

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