3061 - Auf den Spuren des Steppenwolfs
Juli 3, 2008Wer kennt es nicht: Hermann Hesse`s grandioses Meisterwerk “Steppenwolf”. Für mich ein Schlüsselroman, liegt vermutlich daran, dass ich mich bisweilen allzu sehr mit Harry Haller identifiziere, - vor allem in den Schlüsselszenen im eigentlichen Traktat des Steppenwolfs, die tiefste Wahrhaftigkeit aussprechen - weil ich zuviel seines Verhaltens in mir wiederfinde, oder sagen wir lieber, wiederfinden will. Schließlich handelt es sich hier nur um eine fiktive, literarisch verspielte Figur, die dennoch Verhaltensweise und Gedankenelegien an den Tag legt, die meinen nicht fern sind. Wie heißt es doch so schön in seiner schonungslosen Selbstdarstellung: “Nun ja, davon verstehe ich nichts. Ich lebe so etwas abseits, ein wenig am Rande (…).” Ein gesellschaftlicher Außenseiter, aber ein brillanter Beobachter und Sezierer derselbigen, nicht gesellschaftsfähig, aber eben deshalb kritikfähig. Und was sagt er doch gleich: “Wie sollte ich nicht ein Steppenwolf und ruppiger Eremit sein inmitten einer Welt, von deren Zielen ich keines teile, von deren Freuden keine zu mir spricht!”. Es ist schon erstaunlich, wie zeitlos diese Aussage ist, wie leicht sie sich auf eine Welt der Moderne übertragen lässt. Nun, Harry Haller hat schließlich im “Magischen Theater - Eintritt nicht für jedermann, nur für Verrückte” seine Hermine und seine Erleuchtung gefunden. Allerdings muss man den steppenwölfischen Erkenntnissen nicht in jeder Lebenslage folgen, schließlich findet nicht jeder eine Hermine, die einem vielleicht noch rechtzeitig die Augen öffnet. Dafür gibt es ja schließlich Alternativen. Wie es heißt es doch so schön an einer anderen Stelle: “Es bedarf weiter keiner Berichte und Schilderungen, um zu zeigen, dass der Steppenwolf das Leben eines Selbstmörders führte.” Alsdann, noch 3061!!
Quelle: http://wettiswelt.wordpress.com/tag/magisches-theater/
2 Kommentare:
Der gute Hermann Hesse hat mich auch da beschrieben. Ich bin ja ein Steppenwolf, nur etwas jünger und - was vielleicht am wichsten ist - gläubig. Denn ich glaube, der arme Harry Haller hatte keinen Jesu Christ im Leben - nur seine deprimierende Einsamkeit, seine Eigenartigkeit, nichts sonst. Diese Welt bietet mir leider auch nichts außer Dostojewskij und Hesse, und dann auch etwas gute Musik wie ein paar Lieder von Kruder & Dorfmeister oder ein paar Lieder von Anderen. Diese Welt ist mir meistens zuwider, aber meine Lösung befindet sich oben mit dem Herr selbst. Ich habe immer noch keine Frau - es gibt leider keine, die mir zu gleichen sind. Oh nein, auch die klügsten fehlen an irgend etwas, das mir auch so wichtig wie die Anderen sind, die sie schon haben. Die meisten ignorieren mich, finden mich irgendwie nicht gut - ist ja schwer zu sagen, denn sie sagen mir nichts.
Hallo Eric,
nun ich finde, daß Jesus ein sehr guter Begleiter ist. Meinst Du nicht auch? Hesse hat nicht nur zu Hermine gefunden - seinem androgynen Selbst - sondern er fand auch Pablo. Für mich steht er für die Leichtigkeit des Seins. Er eröffnete ihm das Magische Theater. Den Zugang zu seinen vielen Seiten seiner Existenz. Die christlichen Mystiker sagen, Gott wohnt in der Stille und in Dir selbst. Klopfe, so wird Dir aufgetan.
Und sagte Jesus nicht: "Seht ihr nicht die Vögel auf dem Felde, sie ernten nicht, sie säen nicht, und der Herr im Himmel ernährt sie doch? EINE andere Perspektive, oder? Hier und jetzt. Der nächste Tag wird schon für sich selber sorgen...
Liebe Grüße in die USA
Ahimsayama
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