Navigation

Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens


Die Kette des Bedingten Entstehens nach den Quellen

In der frühesten, einfachsten Form heißt diese Formel in etwa (Majjhimanikāya II.32, Saṃyuttanikāya II.28):

Imasmiṃ sati, idaṃ hoti; imass`uppādā, idaṃ uppajjati; imasmiṃ asati, idaṃ na hoti; imassa nirodhā, idaṃ nirujjhati.
Wenn dies ist, dann ist jenes. Aus der Entstehung von diesem entsteht jenes. Wenn dies nicht ist, dann ist jenes nicht. Durch die Vernichtung von diesem wird jenes vernichtet.

Ausführlicher wird diese zwölfgliedrige Kette des Bedingten Entstehens im Vinayapiṭaka (Mahāvagga) von Buddha selbst, nach seinem vollkommenen Erwachen, dargestellt:

Zu jener Zeit weilte der Erhabene Buddha bei Uruvelā am Ufer des Flusses Nerañjarā am Fuße des Bodhibaumes, zum ersten Male vollkommen erleuchtet. Da saß der Erhabene sieben Tage lang am Fuße des Bodhibaumes mit gekreuzten Beinen, das Glück der Befreiung genießend (pi. vimutti-sukha-paṭisaṃvedī).
Und der Erhabene überdachte während der ersten Nachtwache in seinem Geiste vorwärts (skt., pi. anuloma) und rückwärts (skt. pratiloma, pi. paṭiloma) die Kette des bedingten Entstehens:
"Aus dem Nichtwissen entstehen die Geistesregungen, aus den Geistesregungen das Bewusstsein, aus dem Bewusstsein Name und Form, aus Name und Form der sechsfache Sinnenbereich, aus dem sechsfachen Sinnenbereich die Berührung (Bewusstseinseindruck/Impression), aus der Berührung die Empfindung, aus der Empfindung der Durst, aus dem Durst das Anhaften (Ergreifen), aus dem Anhaften das Werden (Entstehen), aus dem Werden die Geburt, aus der Geburt Alter, Tod, Kummer, Trauer, Unheil, Missstimmung und Verzweiflung. So verhält es sich mit dem Ursprung dieser ganzen Masse von Leid.
Durch das gänzliche Aufhören und Verschwinden des Nichtwissens nun hören die Geistesregungen auf, durch das Aufhören der Geistesregungen das Bewusstsein, durch das Aufhören des Bewusstseins Name und Form, durch das Aufhören von Name und Form der sechsfache Sinnenbereich, durch das Aufhören des sechsfachen Sinnenbereichs die Berührung, durch das Aufhören der Berührung die Empfindung, durch das Aufhören der Empfindung der Durst, durch das Aufhören des Durstes das Anhaften, durch das Aufhören des Anhaftens der Werdeprozess, durch das Aufhören des Werdeprozesses die Geburt, durch das Aufhören der Geburt Alter, Tod, Kummer, Trauer, Unheil, Missstimmung und Verzweiflung. So verhält es sich mit dem Aufhören dieser ganzen Masse von Leiden."
Als nun der Erhabene diesen Sachverhalt erkannte, brach er zu dieser Zeit in folgenden begeisterten Ruf aus:
"yadā have pātubhavanti dhammā ātāpino jhāyato brāhmaṇassa, ath`assa kaṃkhā vapayanti sabbā yato pajānāti sahetu-dhamman`ti."
"Wahrlich, wenn die Dhammas aufgehen, einem eifrigen, schauenden Heiligen, dann vergehen dessen Zweifel alle, weil er den Dhamma mitsamt Ursache sieht."


Der Erwachte sagte:

"Bahîya, wenn du Körperhaftes siehst, belasse es beim reinen Sehen (denn im Gesehenen ist allein das Gesehene - als reine Eindrücke). Wenn du einen Laut hörst, belasse es beim reinen Hören. Wenn du etwas berührst, belasse es beim reinen Berühren. Wenn du einen Duft riechst, belasse es beim reinen Riechen. Wenn du einen Geschmack schmeckst, belasse es beim reinen Schmecken. Wenn du einen Gedanken denkst, belasse ihn als natürliches, im Herzgeist (Chitta) entstehendes und vergehendes Phänomen. Wenn du so praktizierst, wird bald kein 'Selbst', 'Ich' oder 'Mein' mehr wirken. Wenn kein 'Selbst', 'Ich' oder 'Mein' mehr wirkt, kann es keine Identifikation mit den Dingen mehr geben. Dann kann auch keine Spaltung mehr in 'dies' oder 'das', 'hier' oder 'dort', 'jetzt' oder 'später', 'nahe' oder 'fern' und 'zusammen' oder 'getrennt' mehr bestehen. Hier liegt das Ende des Leidens, das Nirvâna."

Der thailändische Meister Ajahn Buddhadâsa beschreibt die Achtsamkeit auf die Gefühlsreaktionen so:

"Sobald es Sinneskontakt gibt, nimm den Pfad der Bewusstheit und Weisheit. Nimm dagegen nicht den Pfad des 'Ich und Mein'. Wenn du bereits beim Gefühl bist, versuche von hier zum Pfad der Sehenden Achtsamkeit zurückzukehren. Lass dich jedenfalls nicht bewusstlos vom Fluss des 'Ich und Mein' mittreiben. Dann kann es auch kein Leiden mehr geben, weder am Tag noch in der Nacht. Wenn wir geschickt praktizieren, und dieser korrekten Methode bis zum Ende folgen, können wir die vollkommene Befreiung verwirklichen. Gleichgültig, welche Form des Vipassanâ du praktizierst, wenn du es richtig praktizierst, also ohne dir dabei etwas vorzumachen, muss es immer diese eine Form annehmen: Den Prozess zu verhindern, wodurch die reinen Sinnesdaten in das innere Empfinden von 'Ich und Mein' zusammengebraut werden.

Dann wird es letztlich nicht mehr schwer fallen, die Verblendungen zu zerstören. Denn wenn du so praktizierst, werden sie wie von alleine zerstört. Ein einfacher Vergleich macht das klar: Wenn wir die lästigen Ratten und Mäuse (Innere Zwänge und Unheilsame Tatpfade) in unserem Haus (Herzgeist) nicht mehr haben wollen, sollten wir uns eine Katze anschaffen. In diesem Fall müssen wir uns bloß noch um diese Katze (Gefühlsachtsamkeit) kümmern, und die Ratten und Mäuse verschwinden wie von selbst. Wir müssen sie also nicht mehr eigens einfangen. Denn die Katze macht, was sie von sich aus immer macht, und das Unerwünschte verschwindet ohne unser Zutun."

Die zwölfgliedrige Kette, bei der das Nachfolgende immer abhängig vom Vorhergehenden entsteht, hier in ihrer einfachsten und häufigsten Form:

  1. Nichtwissen (skt. avidyā, pi. avijjā). Nichtwissen bedeutet hier das Nichtverstehen der Vier Edlen Wahrheiten, das Nichtgewahrsein von der Leidhaftigkeit allen Lebens. Aus der Unwissenheit entstehen die
  2. Gestaltungen (skt. sanskāra, pi. sankhāra). Diese Gestaltungen werden auch karmische Formationskräfte genannt. Diese können heilsam (sa. kuśala, pi. kusala), nicht heilsam (sa. akuśala, pi. akusala) oder neutral sein. Aus diesen Gestaltungen entsteht das
  3. Bewusstsein (skt. vijñāna, pi. viññana), welches die Grundlage für ein neues Leben bildet. Dieses Bewusstsein geht ins Mutterschoß ein, wählt die Bedingungen für ein zukünftiges Leben gemäß den karmischen Kräften, den Sanskāras, aus. Aus dem Bewusstsein entstehen dann
  4. Geist und Materie (pi., skt. nāma rūpa) sind alles, was das Geistige und Physische eines Neugeborenen bildet. Geist und Materie entstehen bedingt zusammen.
  5. die sechs Bereiche, das sind die 5 Sinne und das Denken (sa. salāyatana, pi. salāyatana). Durch
  6. Berührung (skt. sparśa, pi. phassa) mit den äußeren Objekten entsteht
  7. Empfindung (skt., pi. vedanā). Aus der Empfindung entsteht der
  8. Durst (skt. tanhā, pi. tanhā). Es ist der Durst nach Sein, nach Werden, nach Entfaltung. Aufgrund dieses Durstes entsteht das
  9. Ergreifen (skt., pi. upādāna). Das Ergreifen führt zum
  10. Werden (skt., pi. bhava). Dieses Werden führt dann zu einer neuen
  11. Geburt (skt., pi. jāti). Aufgrund von Geburt gibt es
  12. Alter und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Betrübnis und Verzweiflung (sa. jarāmaranaśokaparidevaduḥkhadaurmanasyopāyāsāḥ, pi. jamāranaṃ sokaparidevadukkhadomanassupāyāsā).

Keine Kommentare: