Navigation

Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Was versteht man unter Buddhismus?

Eine kleine Einführung in den Buddhismus


Ausgehend von der Lehre und Erleuchtung des Gautama Buddha hat sich der Buddhismus vor allem erst im Norden des indischen Subkontinents über die Zeit hin entwickelt. Die Zentrale Ansicht ist, für das Wohl der Lebewesen zu handeln. Der Buddhismus bietet dabei die "Zuflucht" an. Die Zuflucht zu Buddha, seiner Lehre und der Gemeinschaft. Ein Buddhist ist jemand, der die Vier Ansichten vertritt (Vier Siegel). Buddha sagte:" Ich lehre den Pfad zur Befreiung. Die Befreiung selbst aber ist von dir abhängig." Praktiziere jetzt, hier und heute.

Der Überlieferung nach wurde der verheiratete Prinz Siddhartha Gautama im Alter von 29 Jahren des Reichtums seines Vaters überdrüssig und verließ den Palast, um das Leben hinter den schützenden Mauern kennen zu lernen. Zum erstem mal sah er alte und kranke Menschen. Elend, Tod und Leid stürmten auf ihn ein. Erschüttert von dieser Realität kehrte er seinem alten Leben den Rücken, um einen Weg zu finden, das menschliche Leiden zu beenden. Er schloß sich Sadhus (Sadhu (Sanskrit, m., साधु, sâdhu, wörtl.: "Guter") ist im Hinduismus ein Oberbegriff für jene, die sich einem religiösen, teilweise streng asketischenMönche der verschiedenen hinduistischen Orden.) an und lebte sechs Jahre Lang ein Leben der Entbehrungen, fastete, schwieg über lange Zeiträume, lebte alleine in einer Höhle - bis er begriff, daß er so nicht finden würde, wonach er suchte. Es mußte einen anderen Weg geben - einen Weg zwischen Wohlleben und Askese. Einen mittleren Weg. Er setzte sich unter einen Pappelfeigenbaum und fing an zu meditieren, bis er die Antwort gefunden hatte. Er war der Buddha geworden, der Erleuchtete.


Die Ideen Buddhas beruhen nicht auf einem übernommenen Glauben, sonder seine Erkenntnis ist in den Vier Edlen Wahrheiten zusammengefaßt:


  1. Das Leben ist leidvoll, geistig wie körperlich.
  2. Das Leiden existiert, weil man nicht vom eigenen Verlangen ablassen kann.
  3. Wenn man die Ursache des Leidens beseitigt, also das Verlangen zum Versiegen bringt, kann man das Leiden auslöschen.
  4. Der Weg zur Auslöschung des Leidens ist der Edle Achtteilige Pfad, ein Leidfaden für richtiges Verhalten und Denken.


Buddhas Weg zum Glück - der EDLE ACHTTEILIGE PFAD


  1. rechte Anschauung - Erkenntnis der Vier Edlen Wahrheiten, Einsicht in Buddhas Lehre vom Nicht-Selbst
  2. rechte Absicht - Entschluß zur Freundlichkeit gegenüber allen Lebewesen und zum Verzicht
  3. rechtes Reden - Vermeiden von Geschwätz, übler Nachrede und Lügen
  4. rechtes Handeln - Handeln entsprechen den gültigen Sittenregeln
  5. rechter Lebenserwerb - Vermeidung von Tätigkeiten, bei denen man Lebewesen schädigen muß
  6. rechtes Streben - Vermeidung von karmisch Unheilsamem - schlechte Eigenschaften beseitigen und gute mehren
  7. rechte Achtsamkeit - Achtung auf Körper, Gefühle, Denken und Objekte des Denkens
  8. rechtes Sichversenken - bezieht sich auf die vier Stufen der Versenkung


Eine der Schlüsselpraktiken ist die Meditation. Daran ist nichts Mystisches. Wir sind, was wir denken. Seinen Anhängern gab Buddha den Rat, niemals einem Weg oder Rat zu folgen, ohne ihn selber zu prüfen.

Die philosophische Sicht eines Buddhisten drücken die Vier Siegel aus:


  1. Alle Produkte sind unbeständig
  2. Alles Befleckte ist leidhaft
  3. Alle Phänomene sind leer und ohne Selbst
  4. Nirvana ist Frieden


Doch soll anders als in vielen Religionen der einzelne Mensch im Vordergrund und Fokus des Geschehens stehen. Buddha sagte:"Wie man Gold durch Brennen, Reiben und Schneiden auf seine Reinheit prüft, so sollen die Mönche und Weisen mein Wort aufgrund sorgfältiger Untersuchung annehmen, und nicht um mir Ehre zu erweisen." => Logik und Interpretation als ein Mittel zur Erkenntnis. Die Vier Stützen werden dazu genannt.


  1. Stütze dich nicht auf die Person; stütze dich auf die Lehre.
  2. Was die Lehre betrifft, stütze dich nicht auf die Worte; stütze dich auf die Bedeutung.
  3. Was die Bedeutung betrifft, stütze dich nicht auf die interpretierende Bedeutung; stütze dich auf die endgültige Bedeutung.
  4. Was die endgültige Bedeutung betrifft, stütze dich nicht auf das gewöhnliche Bewußtsein; stütze dich auf die ursprüngliche Weisheit.


Die buddhistische Lehre versucht durch Erkenntnis der Dinge das Leiden zu beenden. Als grundlegende Ursache für das Leid werden die Drei Geistesgifte genannt.


  1. Unwissenheit
  2. Haß
  3. Begierden


Und die Vier Edlen Wahrheiten als Erkenntnis.

Die Vier Edlen Wahrheiten sind die Grundlage der Lehre des Buddha überhaupt und somit zentraler Punkt all der verschiedenen Schulen und Traditionen.

Dieses sind die Wahrheit von


  1. dem Leiden,
  2. der Entstehung des Leidens,
  3. der Aufhebung des Leidens,
  4. dem Weg zur Aufhebung des Leidens.


Unwissenheit bezüglich dieser Wahrheiten ist der Beginn des Konditionalnexus und damit letztlich Ursache der Wiedergeburt.

Als Gegenmittel gilt grundsätzlich der Edle Achtteilige Pfad:

rechte(s)...

  1. Anschauung
  2. Absicht
  3. Reden
  4. Handeln
  5. Sichversenken
  6. Streben
  7. Lebenserwerb
  8. Achtsamkeit

Wahre Leiden

Es ist eine Tatsache, daß der Mensch wechselhaft ist. Dies beweist, daß sie (die Aggregate) unbeständig sind. Zudem kommt der Einfluß der Befleckten Taten und der Leidenschaften hinzu. Es ist also mangelnde Selbstbestimmung, das die Leiden auslöst. Begierde ist der Ursprung, die Wurzel des Leidens. Dennoch bringen viele andere Ursachen auch Leid hervor. Auch das Anhängen am Daseinskreislauf bewirkt Leid. Man glaubt aber oft, die Befreiung existiere überhaupt nicht, ein befleckter Zustand sei die Befreiung oder die Befreiung existiere zwar, doch gäbe es Rückfälle.

Doch:

  • Wahre Beendigung ist Befriedigung
  • Wahre Beendigung ist im höchsten Maße glückverheißend, denn
  • Es ist die Trennung von den Leidenschaften
  • Wahre Beendigung ist eine endgültige Lösung


Der Weg zur wahren Beendigung sind die Wahren Pfade.


  • Die Weisheit ist ein Pfad, da sie die Selbstlosigkeit erkennt
  • Das Weisheitsbewußtsein ist ein Pfad, da es die Leerheit erkennt


Leerheit bedeutet hier, daß es keinen unabhängigen oder absoluten Faktor gibt. Deshalb ist Veränderung möglich, denn wenn ein unabhängiger, absoluter Faktor existierte, dann könnte ein Phänomen sich nicht verändern, es könnte nicht von anderen Faktoren beeinflußt werden – es wäre unabhängig.

Man spricht von zwei Arten der Wahren Leiden; es sind die umgebende Welt und die Wesen, die darin leben. Diese unterteilen sich wiederum in den Sinnlichen Bereich, den Körperlichen Bereich und den Körperlosen Bereich. Wir leben im Sinnlichen Bereich. Der Übergang von einem Leben zum nächsten ist die Wiedergeburt. Auf der Grundlage des Glaubens, daß der Geist eine Kontinuität besitzt, kommt es zum Übergang auf eine andere Stufe, je nach Ansammlung von Karma entscheidet sich die Art der Stufe.


Logische Überlegung


  • Das Augenbewußtsein nimmt einen Körper wahr, aber keinen Ton (befähigender Umstand).
  • Blaue Dinge werden als blau erkannt und nicht als gelb (Beobachtungsobjekt- Umstand).
  • Ein Augenbewußtsein konnte nur entstehen, wenn Klarheit und Erkenntnis (sichtbare Körper und Farbe) Folgen eines vorhergehenden Bewußtseins waren (vorhergehender Umstand) -Realitätsbezug.


Man sieht- ohne Bewußtsein, welches die Grundlage bildet, kann es nicht zur Bildung eines neuen Bewußtseins kommen. Es kann aber auch kein Ende des Bewußtseinkontinuums geben.


Dazu eine andere Überlegung:

Nirvana sei der Abbruch des Kontinuums => wird Nirvana verwirklicht, so müßte es keine Person mehr geben, die verwirklicht und umgekehrt- es kann kein Nirvana geben, solange die Person existiert => es ist unmöglich Nirvana zu erreichen => es gibt keine Person, die es verwirklicht. Das ist absurd!


Der Übergang

Menschen, die in ihrem Leben intensiv Heilsames geübt haben, werden einen leichten Übergang erleben. Man kann keine Reue empfinden, wenn der letzte Tag gekommen ist. Man erreicht dann den Zwischenzustand.

Leiden und die Wirkungen

Da Leiden verursacht werden, muß man schauen woher sie kommen.


Ein Beispiel: Wenn ich ärgerlich bin, kann dies eine starke Kraft sein für eine rohe Geisteshaltung. Diese Geisteshaltung führt zu negativen Taten. Es entsteht im Umgang mit anderen Menschen eine gespannte Atmosphäre. Es mag sein, daß ich durch diese Geisteshaltung einen Sieg über andere erringen kann. Doch später wird es mir Leid tun. Auch verlieren die Menschen in meiner Umgebung Vertrauen, Ruhe und Frieden. Das ist das Gesetz des Karma; der Zusammenhang von Motivation (Absicht), Handlung und Resultat.

Taten entstehen aus Leidenschaften. Der Geistesfaktor Wille und die Leidenschaften stehen sich gegenüber. Es sind unterschiedliche Arten von Bewußtsein. Bewußtsein kann man nun wieder unterschiedlich einteilen, um besser zu verstehen.


  1. Bewußtsein, daß sein Objekt versteht
  2. Bewußtsein, das sein Objekt nicht versteht


Punkt 1 wird hier nochmals unterteilt in:

  • Objekt explizit verstanden; d.h. ganzheitlich
  • Objekt implizit verstanden; d.h. nicht ganzheitlich


Beispiel: Man hört von den Vier Edlen Wahrheiten und man erfaßt sie gedanklich, ohne durch tiefes Nachdenken zu einer echten Gewißheit zu kommen, so handelt es sich hier um eine korrekte Vermutung, die implizit verstanden ist.

Gewißheit, Bewußtsein und Erkennnis bilden im Buddhismus einen der zentralen Punkte.


Bewußtsein - Wahrnehmung - Prüfung

Man unterscheidet folgende Objekte:


  • Manifeste Objekte (z.B. Farben) können unabhängig von jeder logischen Überlegung erkannt werden
  • Leicht verborgene Objekte erschließen sich durch Schlußfolgerungen -logische Argumente (die Leerheit gehört dazu)
  • Äußerst verborgene Objekte erschließen sich nur durch einen Prozeß, bei dem man sich auf die glaubwürdigen Worte anderer stützt


"Wem Zweifel gekommen sind an den Worten des Buddha, welche die verborgenen Sachverhalte betreffen, wird aufgrund seiner Lehre der Leerheit zu der Überzeugung finden, daß allein der Buddha allwissend ist"(Vertrauenswürdigkeit seiner Worte, weil seine Lehre glaubwürdig ist => vertrauenswürdige Person. So auch dann bei den äußerst verborgenen Objekten).

Was heißt das "sich bewußt sein"? Was ist unsere Verantwortung? Zuerst müssen wir lernen, die verschiedenen Faktoren unseres Bewußtseins zu identifizieren (Achtsamkeit). Dann müssen wir lernen sie zu unterscheiden (Streben). Allmählich sollte wir immer mehr auf den Rat und den Einfluß der guten Seite bauen (Anschauung). Dadurch wird die gesamte geistige Einstellung verbessert (Absicht).

Ein Übender ist also jemand der nicht gegen äußere Feinde, sondern gegen feindliche Kräfte, die in ihm selbst sind, kämpft. Dies sind Wut, Haß, Begierde und viele andere. Wir müssen die gute Seite in unserem Geist organisieren; ein Kampf mit Weisheit als Geschoß und punktförmiger Meditation als Waffe. Wir brauchen Weisheit und Meditation als Fundament von gutem ethischen Verhalten im täglichen Leben.

Unheilsame Karmas werden durch die Kraft von Begierde und Haß angesammelt. Die Wurzel von Begierde und Haß ist Unwissenheit.

Es ist die Unwissenheit über die falsche Vorstellung von einem "Selbst der Person" und der falschen Vorstellung von einem "Selbst der Phänomene". Die Phänomene sind nicht inhärent existent. Es ist so, daß die Phänomene immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel erscheinen; verändert man den Blickwinkel erscheinen sie auch, aber anders.

Wenn ein Selbst existiert, unterscheidet man es von den anderen. Wenn sich die Begriffe Selbst und andere gebildet haben, entsteht Begierde und Haß.

Es ist eine Art von natürlichem Schutz. Eine scheinbare "Erkenntnis", die schon im Kindesalter beginnt un den Menschen erwachen läßt. Eine Grenze wird gebildet zwischen dem Ich, den anderen und den Phänomenen.

Der Mensch unterscheidet sich, von einigen Primaten und schwimmenden Säugetieren einmal abgesehen, von allen anderen bekannten Lebensformen vor allem dadurch, daß er sich selbst im Spiegelbild bewußt wahrnimmt. Er bleibt aber auch gleichzeitig ein Gefangener seiner eigenen Denkstrukturen, die er dann verteidigen muß, um seine Persönlichkeit zu rechtfertigen und zu schützen.

"Verehrung dem Erbarmen mit den umherwandernden Wesen, die machtlos sind wie die sich auf und ab bewegenden Schaufeln des Ziehbrunnens, anfänglich festhaltend an einem Selbst, dem "Ich" und dann an den Dingen hängend in dem Gedanken: "Das ist mein".

Es ist nur natürlich, daß eine bestimmte Sichtweise der Dinge auch die ihr zugehörigen Taten hervorbringt.


  • Taten, die wegen angenehmer Empfindungen angesammelt werden
    • Nach außen gerichtete Empfindungen (Farben, Formen, Töne, Gerüche, Tastobjekte)
    • Nach innen gerichtete Empfindungen (inneres Glück der tiefen meditativen Konzentration/ löst dann die äußeren Empfindungen durch Praktizieren ab)
  • Taten, die wegen neutraler Empfindungen angesammelt werden


Die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens

  1. Glied: Die Unwissenheit. Die Annahme, die Person sei substantiell existent im Sinne eines eigenständigen, von Körper und Geist unabhängigen Selbst. Und Unwissenheit über den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung (Karma).
  2. Glied: Gestaltende Tat. 1. verdienstvoll 2. nicht verdienstvoll 3. unbewegliche Taten
  3. Glied: Bewußtsein. Wissen über Karma. Das Gesetz von Tat und Wirkung hinterläßt nun ein karmisches Potential im Bewußtsein
  4. Glied: Sechs Sinnesquellen. Augen, Gehör, Nase, Zunge, Körper, Geist. Es kommt durch sie zur Berührung; zur angenehmen Berührung, zur unangenehmen Berührung, zur neutralen Berührung
  5. Glied: Name und Körper
  6. Glied: Berührung. Sie entsteht, wenn eine Sinneskraft das zughörige Bewußtsein und das entsprechende Objekt zusammenkommen.
  7. Glied: Empfindung. Die Berührung bildet eine Empfindung von Glück, Leid oder Indifferenz.
  8. Glied: Verlangen. Die Berührung läßt Verlangen entstehen. Verlangen nach Glück oder Verlangen danach von Leid getrennt zu sein.
  9. Glied: Die vier Arten des Ergreifens.
    • Greifen nach Sinnesobjekten wie Tönen, Gerüche, Geschmack usw.
    • Greifen nach schlechten Ansichten
    • Greifen nach schlechter Disziplin
    • Greifen nach der Ansicht des Selbst. Begierde nach ICH und MEIN. Materielles Denken.
  10. Glied: Werden. Das Werden des nächsten Lebens
  11. Glied: Geburt
  12. Glied: Altern und Tod


In dieser Weise entsteht das, was eine Anhäufung von Leid ist.

"Durch die Beendigung dieses und jenes vorhergehenden Gliedes entsteht dieses und jenes nachfolgende Glied nicht mehr. Das, was nur eine Anhäufung von Leid ist, geht auf diese Weise zu Ende"

Welche Methoden führen aus dem Kreislauf heraus und zur Befreiung?

Auf die Frage nach der Heilung von Depressionen sagte S.H. der Dalai Lama folgendes: "Die Erkenntnis der Unbeständigkeit hilft, ebenso hilft die Einsicht, daß unsere Form der Existenz wesenhaft mit Leid verbunden ist. Auch hilft sehr das Verständnis, daß ein bestimmtes leidvolles Ereignis auf Karma zurückzuführen ist, das man selbst angesammelt hat. Weiter muß man sich das Problem selbst anschauen: Es hat eine vergängliche Natur; es ist entstanden und wird wieder vergehen. Auch das ist hilfreich. Bedingt durch den Daseinskreislauf, in dem wir uns alle befinden, treten solche Probleme unweigerlich auf. Wenn es etwas ist, woran man etwas ändern kann, gibt es keinen Grund zu verzweifeln; wenn es etwas ist woran man nichts ändern kann, hilft Verzweiflung auch nichts! Es ist wirklich sehr nützlich solche Gedanken in sich zu entwickeln".

Leid ist die Triebfeder, die uns dazu bringt ein Übender zu werden. Es ist die Chance zur weiteren Entwicklung. Leiden entsteht zeitweilig. Das ist ein Zeichen dafür, daß sie auf Ursachen beruhen und nicht aus sich selber entstehen.

Wie erscheint das Objekt, wenn wir auf jemanden wütend sind? Man wird wütend, weil die andere Person einem selbst schadet, geschadet hat oder noch schaden wird. Aber was ist das ICH, das geschädigt wurde? In dem Moment der Wut selbst hat man das Gefühl, daß sowohl das Subjekt, also ich selbst, als auch das Objekt, nämlich der Feind, etwas sehr festes und unabhängiges sind. Subjekt und Objekt erscheinen so, als seien sie inhärent existent. Unser Geist hält die Erscheinungsform für wahr und willigt in sie ein. Beides- die Erscheinung von Objekt und Subjekt als etwas, was inhärent existent ist und das Annehmen dieser Erscheinungsweise- ist die Grundlage der Wut.


Was ist das ICH? Was ist der FEIND? Ist der Feind der GEIST?

Gelingen diese Überlegungen, ist es so als ob sich beide (Objekt/Subjekt) in nichts auflösen. Dadurch zerbricht die Wut gewissermaßen. Die endgültige Seinsweise der Phänomene besteht in einer Leerheit von inhärenter Existenz. Wäre Wut untrennbar mit unserem Geist verbunden, müßte sie so lange aktiv bleiben, wie unser Hauptgeist in Funktion bleibt. Dies ist aber eindeutig nicht der Fall. Gerade in diesem Augenblick scheint es keine Wut zu geben. => Wut und Begierde als sekundäre Funktion können vom Hauptgeist getrennt werden.


Der Feind von heute kann zum besten Freund von morgen werden.

Doch im selben Augenblick Wut und Begierde in Bezug auf das selbe Objekt zu empfinden ist unmöglich. Es ist ein unlösbarer Gegensatz. Sobald eine Seite an Stärke zunimmt wird die andere Seite geschwächt. Liebe und Mittleid haben die Unterstützung der gültigen Erkenntnis. Die Abwesenheit von inhärenter Existenz hat eine gültige Grundlage, deshalb tritt sie immer deutlicher hervor, je mehr man sie untersucht. Inhärente Existenz schwindet um so mehr, je mehr man sie untersucht.

Deshalb kann man mit der Kraft der Weisheit, die die Leerheit erkennt, das Bewußtsein schwächen, welches das Gegenteil der Leerheit- inhärente Existenz- erfaßt, und schließlich kann man es damit ganz überwinden. Darüber hinaus sind Mitgefühl und Erkenntnis der Leerheit und Selbstlosigkeit Eigenschaften, die auf dem Geist basieren und damit haben sie eine Grundlage, die stabil und dauerhaft ist, denn der Geist existiert ununterbrochen. Deshalb kann man diese Eigenschaften grenzenlos weiterentwickeln.


Buddha- Natur

Durch die Buddha-Natur als Grundlage kann das Nirvana erreicht werden. Buddha spricht in bestimmten Sutras des Großen Fahrzeuges von drei endgültigen Fahrzeugen. Welcher Gedanke liegt dem zugrunde. Es ist der Gedanke, daß Menschen zeitweilig eine eindeutige Veranlagung etwa zum Hörer, Alleinverwirklicher oder Bodhisatva haben. Diese Veranlagung besteht aus vier einzelnen Veranlagungen.


  1. Zufriedenheit des Übenden mit einfacher Nahrung
  2. Kleidung
  3. Unterkunft
  4. Freudige Bemühung, fehlerhafte Eigenschaften zu beseitigen und vorteilhafte zu verwirklichen


Wie ist das Nirvana beschaffen

Entwicklung von geistiger Ruhe

Nachdem man eine korrekte Meditationshaltung eingenommen hat, sollte man versuchen mit dem Geist die ein- und ausgehende Atmung zu beobachten. Der Atem sollte weder zu stark forciert, noch zu übermäßig abgeschwächt werden. Maditative Konzentration erreicht man durch acht Gegenmittel, die die fünf Fehler überwinden.


Die fünf Fehler in der Meditation:


  1. Trägheit
  2. Vergessen der Anweisungen/ des Meditationsobjektes
  3. Sinken und Erregung
  4. Mangelnde Anwendung der Gegenmittel, obwohl Sinken und Erregung auftreten
  5. Anwendung der Gegenmittel, obwohl Sinken und Erregung nicht mehr auftreten


Die acht Gegenmittel (1-4 sind Mittel gegen Trägheit)


  1. Vertrauen, daß die Gegenmittel wirken
  2. Anstreben
  3. Tatkraft
  4. Beweglichkeit des Geistes (der geistigen Zustände)
  5. Vergegenwärtigen des Meditationsobjektes
  6. Selbstprüfung
  7. Anwendung der Gegenmittel
  8. Gleichmut, Nichtanwendung der Gegenmittel


Welche Meditationsobjekte kann man verwenden?


  1. Umfassende Objekte
  2. Objekte der Läuterung des Verhaltens
  3. Objekte des Wissens
  4. Objekte zur Läuterung von Leidenschaften


Zu 1.


  • Objekte der Nicht- analyse
  • Objekte der Analyse


Ebenso Einteilung der Meditationsobjekte nach Art des Objektes


  • Konventionelle Vielfalt der Phänomene
  • Vollständige Verwirklichung der Ziele; Ziele um derentwillen man die geistige Ruhe übt


- Objekte zur Läuterung des Verhaltens


  1. Begierde
  2. Haß
  3. Verblendung
  4. Stolz
  5. Sprunghafte Gedanken


- Beobachtungsobjekt des Wissens


- Beobachtungsobjekte zur Läuterung von Leidenschaften


  1. Grobheit der gegenwärtigen Ebene
  2. Ruhe und Ausgeglichenheit der höheren Ebenen
  3. Meditation über die Vier Edlen Wahrheiten; Selbstlosigkeit gehört zur zweiten Art


Je nach Veranlagung sollte man sein Meditationsobjekt auswählen und dann dabei bleiben.

Wer schon ein Verständnis der Leerheit entwickelt hat, kann auch die Leerheit als Meditationsobjekt wählen und den Geist ohne Analyse punktförmig darauf richten.

Man kann sich in der Meditation den Körper eines Buddha vor sich im Raum vorstellen. Vorstellung des Buddha etwa eineinhalb Armeslängen in der Höhe der Augenbrauen. Man sollte ihn sich sehr klein vorstellen; man strebt eine meditative Konzentratíon an, die sich durch zwei Eigenschaften auszeichnet.


  • Stabilität
  • Klarheit


Stabilität ist dabei nicht vorrangig. Es sollte eine Klarheit des Geistes angeregt werden. Geistesgegenwart ist dabei von besonderer Bedeutung. Klarheit bezieht sich in erster Linie nicht auf das Objekt sondern auf den Geist.


  • Erregung verhindert Stabilität
  • Sinken verhindert Klarheit


Man versucht zuerst den Geist an seiner Zerstreutheit zu hindern und ihn dazu zu bringen, möglichst punktförmig und klar bei dem Objekt zu bleiben.

Wie verhindert man Erregung und Sinken


  • Objekt durch Vergegenwärtigung im Geist halten
  • Wachsame Prüfung
  • Ist der Geist entspannt, wächst die Gefahr des Sinkens


Es ist ein Wechselspiel zwischen Erregung, Sinken und wachsamer Prüfung.

Um den Geist zu erhöhen, denkt man an etwas, das ihn belebt (Vorzüge des menschlichen Lebens und der menschlichen Intelligenz). Hilft das nicht, kann man an die frische Luft gehen, das Gesicht mit kaltem Wasser benetzen und dann die Übung wieder aufnehmen. Um den Geist zu beruhigen kann man über die Leiden im Daseinskreislauf nachdenken. Wer geistige Ruhe entwickeln will, muß in der Lage sein, mit den geeigneten Überlegungen den Geist unmittelbar in einen anderen Zustand zu versetzen.

Wenn der Geist unklar ist, kann er manchmal dadurch erfrischt werden, daß man sich denkt, man würde ihn in den offenen weiten Raum hinaussenden. Meditiert man in dieser Weise, so durchläuft man neun Stufen:


  1. Richten des Geistes auf das Meditationsobjekt durch den Wert der meditativen Konzentration
  2. Durch Stetiges Richten des Geistes wird die Meditation intensiver
  3. Man wird in die Lage versetzt den Geist immer besser auf dem Objekt zu halten; Wieder- zurück- Richten
  4. Durch das Zunehmende Richten verliert man das Objekt überhaupt nicht mehr. Es beginnen subtiles Sinken und Erregung
  5. Durch die Zähmung wird grobes Sinken und Erregung überwunden, aber die Gefahr von subtilem Sinken hat zugenommen Es bedarf nun der wachsenden Selbstprüfung
  6. Auf der Stufe der Beruhigung wächst dagegen die Gefahr der subtilen Erregung, weil man auf der vorhergehenden Stufe die Vorsicht auf das subtile Sinken gelenkt hat. Gegenmittel ist die Kraft der Selbstprüfung
  7. Es folgt die Vollständige Beruhigung
  8. Auf der achten Stufe, Ausbildung der Punktförmigkeit genannt, genügt am Anfang der Meditationssitzung der Vorsatz, daß Sinken und Erregung nicht auftreten, um sie zu vermeiden
  9. Die neunte Stufe, Versetzen ins Gleichgewicht, bedeutet spontane und ohne Anstrengung ablaufende Meditation. Man muß sie nur anfangen, dann läuft sie wie von selbst weiter.


Am Anfang sollten die Meditationsübungen kurz aber häufig sein. 10 bis 15 Minuten sind ausreichend, dafür sollten sie mehrmals täglich stattfinden. Die beste Zeit ist der Morgen. Man sollte versuchen, die Erfahrung/ Zustand aus einer Übung bis zur nächsten Sitzung aufrecht zu erhalten.

Durch stetiges Üben ab der neunten Stufe werden die Tendenzen zu negativen Zuständen des Körpers und des Geistes schrittweise vermindert. So auch die Fähigkeit zu heilsamen Handlungen. Zum Schluß hat man das Gegenmittel dieser mangelnden Gefügigkeit hervorgebracht, die Beweglichkeit des Geistes. Ein Anzeichen dafür ist ein prickelndes Gefühl im Bereich des Gehirns.

Eine positive Energie im Körper beginnt zu zirkulieren. Ein Gefühl der Glückseligkeit durchdringt den Körper und den Geist.

Anfangs ist dieses Gefühl etwas zu stark. Doch dann erreicht man die Beständige Beweglichkeit. Man besitzt nun die vollkommene meditative Konzentration der geistigen Ruhe.

Betrachtet man aus diesem Zustand heraus Objekte wie,. Begierde, Haß und Verblendung, so scheinen sie sich wie von selbst aufzulösen, so daß der Geist sich sofort wieder nach innen richtet; es besteht keine Gefahr mehr, durch die üblichen Ablenkungen aufgrund der äußeren angenehmen und unangenehmen Dinge aus dem Gleichgewicht zu geraten.

Eine Eigenschaft der geistigen Ruhe besteht darin, daß die Erzeugung innerer negativer oder positiver Gedanken abnimmt. Selbst wenn Gedanken entstehen, so sind sie wie Blasen auf dem Wasser; sie besitzen keine Stetigkeit, sondern lösen sich selbst sofort wieder auf. Man hat das Gefühl, daß das Bewußtsein zu einer vom Raum untrennbaren makellosen Leere geworden ist.

Altruismus (besondere Einsicht)

Wie studiert man den Buddhismus und hält die täglichen Übungen aufrecht, ohne daran zu haften? Es kommt wahrscheinlich vor, daß selbst heilsame Bewußtseinszustände die Mitwirkung der falschen Vorstellung eines inhärenten Selbst einschließen.

Man hätte also die Vorstellung, die Dinge würden aus sich selber heraus so sein wie sie scheinen. Da wir aber in einem dualistischen System leben ist dies absurd. Jedes Bewußtsein unterliegt der falschen Erscheinungsweise des Objektes, weil es dem Anschein unterliegt, als würde es wahrhaftig so existieren, wie es den Anschein hat. Man beginnt also zum Beispiel Mitgefühl zu entwickeln, obwohl dies mit der falschen Vorstellung von inhärenter Existenz verbunden ist. Würde man sich aber entschließen, aus Sorge darüber mit der Entwicklung von Mitgefühl nicht fortzusetzen, so beginge man einen Fehler, denn zur Zeit hätte man keine Wahl. Man überwindet die falsche Vorstellung von inhärenter Existenz der Phänomene nicht dadurch, daß man sein Bewußtsein einfach von allen Dingen abzieht und möglichst inaktiv bleibt. Die Lösung liegt in der Selbstlosigkeit, die das Gegenteil von inhärenter Existenz ist. Die Macht der Selbstlosigkeit besiegt die falsche Vorstellung. Das Anhängen an materiellen Dingen sollte man aufgeben. Es wird aber nicht gelehrt, daß man hinsichtlich der Übungen auf dem Pfad genügsam sein sollte. Es geht hier um unterschiedliche Gesichtspunkte und Wertigkeiten. Die Unterscheidung muß von dieser Sicht aus getroffen werden.

Aber was ist der Grund dafür, daß unheilsame Emotionen wie Begierde und Haß aufhören, wenn die Einsicht in die Leerheit verwirklicht ist, heilsame Emotionen wie Mitgefühl jedoch nicht? Obwohl es in dem Augenblick, in dem man Mitgefühl empfindet, eine Vermischung mit einer Leidenschaft geben kann, hat Mitgefühl als eigentliche Grundlage die Vernunft. Man wird ärgerlich und hat folgende Begründung: Die Person oder der Umstand hat mir geschadet. Ich muß mich wehren. Doch wenn man die Situation näher betrachtet, stellt sich heraus, daß diese Begründung keine Grundlage hat und man sich damit nur selber Schaden zufügt. Langfristig ist es sehr viel besser nicht wütend zu werden.

Im Mantra Fahrzeug gibt es Übungen zur Kanalisation der Wut.


Entwicklung besonderer Einsicht

Meditative Konzentration bildet die Grundlage. Doch sie alleine ist noch kein Merkmal für einen der Pfade als Hörer, Alleinverwirklicher oder Bodhisattva. Es gibt zwei Pfade auf der Grundlage der geistigen Ruhe auf denen man fortschreiten kann - den weltlichen und den überweltlichen Pfad.


Die weltlich besondere Einsicht

Findet sich bei Buddhisten und Nicht- Buddhisten - meditative Entwicklung bei der die jetzige Stufe der Entwicklung als grob, eine höhere als friedvoll angesehen werden.


Die überweltliche besondere Einsicht


  • Untersuchung der Vier Edlen Wahrheiten im Zustand der Geistigen Ruhe
  • oder die Untersuchung der Leerheit von inhärenter Existenz (Grundlage: Geistige Ruhe)


Auf dem Weg zur Geistigen Ruhe hat man Sinken und Erregung beseitig, dennoch treten sie nun bei der analytischen Meditation auf eine andere Art und Weise wieder auf. Deshalb ist es nötig, die Vier Geistestätigkeiten erneut zu durchlaufen.

Das Entstehen der Glückseligkeit aufgrund der geistigen Beweglichkeit durch die analytische Meditation kennzeichnet die besondere Einsicht; Vereinigung von Geistiger Ruhe und Besonderer Einsicht.

Die Altruistische Geisteshaltung ist dargelegt als Wunsch nach der vollendeten Erleuchtung zum Wohl anderer. Der Erleuchtungsgeist ist ein altruistisch ausgerichteter Geist, der die Erleuchtung zu erlangen versucht zum Wohl der anderen und zum eigenen Wohl, weil man damit das Wohl der anderen verwirklichen kann. Man entwickelt den Wunsch nach dem Erleuchtungsgeist bis zum Gelübte des Bodhisattvas.

Wie schult sich ein Praktizierender, um mit Hilfe der Sieben Anweisungen über Ursache und Wirkung den Erleuchtungsgeist zu entfalten? Die Wurzel ist Mitgefühl. Man übt sich im Mitgefühl wie in dem Gefühl zu seiner eigenen Mutter. Die Mutter ist dabei nur ein Beispiel.


Die Sieben Stufen der Anweisungen über Ursache und Wirkung


  1. Das Ansehen aller fühlenden Wesen als die eigene Mutter
  2. Das Bedenken ihrer Güte
  3. Die Entfaltung des Vorsatzes, ihnen ihre Güte zu vergelten
  4. Liebevolle Hinwendung
  5. Mitgefühl
  6. Altruistische Geisteshaltung
  7. Die Wirkung des Erleuchtungsgeistes selbst


Zuerst muß aber der Gleichmut entwickelt werden, da sonst der Geist voreingenommen bleibt. Dazu gehört die Ungewißheit in Bezug auf die Freunde und Feinde. Diese Beziehungen sind nicht dauerhaft und gewiß. Niemand bleibt für immer Feind oder Freund. Es gibt keine Möglichkeit sich in eine einzige Richtung festzulegen. "Gerade hat man ihnen geholfen, im nächsten Augenblick fallen sie über einen her".

In der Meditation sollte man darüber nachdenken, daß sie im Verlauf anfangsloser Wiedergeburten immer Schädigung und Hilfe von der gleichen Person ausgegangen ist. Einteilung ist also ein Irrtum. Nun mag einem der Gedanke kommen: Da schon alle gleichermaßen geholfen und geschadet haben, ist es besser in Zurückgezogenheit ohne Bindung zu irgend jemandem zu leben. Aber diese Aussicht ist gar nicht angenehm, nicht wahr? Es ist notwendig Beziehungen zu Menschen einzugehen. Es ist also notwendig Gleichmut zu entwickeln.

Die Entwicklung des Gleichmuts führt schlußendlich durch die Erkenntnis zur Erleuchtung , daß das Wohl der anderen durch das Entwickeln des Gleichmuts zur Erleuchtung führt. Es ist die Erkenntnis, daß die eigene Freude und das eigene Leid von einem selbst und nicht von anderen verursacht werden. Also ist der wirkungsvollste Weg sie zu lehren, was durch Übung angenommen und was aufgegeben werden sollte, um ihnen zu helfen. Nun bedarf es dazu einem umfassenden Wissen (Allwissenheit).

Wer die Hindernisse für die Allwissenheit überwunden hat, ist ein Buddha. Das ist der Gedankengang, durch den man zur Erkenntnis kommt, daß es nötig ist, die Erleuchtung zu erlangen, um das Wohl der anderen in vollem Umfang zu bewirken.


Das Gleichsetzen von ICH und ANDEREN

Ausgehend davon, daß alle Wesen für sich Glück wünschen und von Leiden frei sein wollen und die Position des jeweiligen Betrachters somit austauschbar ist, entwickelt sich die Geduld auf der Grundlage der Weisheit, daß Feinde einen großen Wert besitzen. Das Wohl der Mehrheit ist weitaus wichtiger als mein eigens Wohl, das einer einzigen Person. Sichtweisen...


  • Jeder Kranke fühlt sich krank, wen sollte man besser behandeln?
  • Jedes Wesen hat mich im Verlauf der endlosen Wiedergeburten gut behandelt, wen sollte ich besser behandeln?
  • Gefangene, die ihrer Hinrichtung entgegen sehen, sehen keinen Sinn darin, in den ihnen verbleibenden Tagen, zu streiten
  • Was ist also der Nutzen von Ärger und Haß in Anbetracht dieser Lage?
  • Doch alle diese Überlegungen verschwinden, wenn man wütend ist!
  • Wut ist daher der eigentliche Zerstörer unserer Qualitäten!
  • Kein Feind kann diese Qualitäten mit seiner Waffe zerstören, aber die Wut kann es;
  • Wut ist unser wirklicher Feind!
  • Man stelle sich auf der einen Seite eine Gruppe von Menschen vor, auf der anderen Seite das stolze , egoistische SELBST. Man selber befindet sich in der Mitte als neutraler Beobachter. Was ist wichtiger? Der Einzelne oder die Gruppe?


Liebe und Mitgefühl sind außerordentlich wichtig und notwendig; sie sind der Mühe wert.

Eine der wichtigsten Übungen ist die der Geduld und Toleranz. Diese Eigenschaften kann man nur durch einen Feind lernen. Man sagt, ein Feind sei eigentlich ein guter geistiger Lehrer, denn in Abhängigkeit von einem Feind kann man Geduld entwickeln, und in Abhängigkeit von der Geduld große Verdienste ansammeln. Es ist so als wäre ein Feind absichtlich zornig geworden, um einem beim Ansammeln von Verdiensten zu helfen. Für die Übung der Geduld sind Feinde nötig, sie sind keine Übeltäter.

Wenn man auf den Schädiger wütend wird, sollte man Wut entweder auf die Waffe oder aber auf die ihn motivierenden Leidenschaften in seinem Geist lenken, nicht aber auf die Person selbst. Wir werden ja auch nicht wütend auf das Feuer wenn es uns die die Haut verbrennt, weil wir wissen, daß das Brennen das eigentliche Wesen des Feuers ist. Wut ist wie die Wolke, die die Sonne verdeckt. Sie vergeht wenn man den Fokus auf die Ursachen, die Leidenschaften lenkt. Santideva schreibt einiges dazu.


Auf eine Formel gebracht

Ist es dir möglich, so hilf anderen. Ist es dir nicht möglich, so versuche ihnen zumindest nicht zu schaden. Die Essenz der buddhistischen Fahrzeuge in Kurzform.


Die Handlungen eines Bodhisattvas

  • Geben
  • ethisches Verhalten
  • Geduld
  • Tatkraft
  • Sammlung und Weisheit


Alle zusammen finden sich in den drei Arten des ethischen Verhaltens


  1. Unterlassen von schlechten Handlungen
  2. Aneignen von heilsamen Eigenschaften
  3. Bewirken des Wohles anderer


Die Weisheit in der Nur- Geist- Schule

Es gibt drei Arten von Weisheit:


  1. Weisheit, die das Konventionelle erkennt
    • Heilkunde
    • Künste
    • Logik
    • Sprachwissenschaften
    • Geisteswissenschaften
  2. Die Weisheit, die die eigentliche Bestehensweise der Phänomene erkennt
  3. Die Weisheit, die erkennt, wie das Wohl der fühlenden Wesen verwirklicht werden kann


Weisheit

Leerheit bedeutet auch Vollheit? Es scheint so. Gewöhnlich kann man sagen, daß Leerheit der Zahl Null gleicht. Die Null selbst ist nichts, aber ohne die Null kann man überhaupt nichts zählen; daher ist die Null etwas, aber sie ist Null.

Keine Kommentare: