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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Jeder nach seiner eigenen Fasson






"Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der anderen abtrug Tuhe, den hier mus ein jeder nach seiner Fasson Selich werden."

So ein Zitat Friedrich des Großen, der die Zulassung des katholischen Glaubens im protestantischen Preußen kommentierte.

Er war ein Kind seiner Zeit und nicht alles Gold, was bei ihm glänzte. Aber er schaffte die Folter ab, war wirtschaftlich innovativ und positionierte sich als Gegner des Zeitgeistes:

„Ich übernehme die Verteidigung der Menschlichkeit wider diesen Unmenschen [Machiavelli], der dieselbe vernichten will; ich setze die Vernunft und die Gerechtigkeit dem Betrug und dem Laster entgegen, und ich habe es gewagt, meine Betrachtungen über Machiavels Buch von Kapitel zu Kapitel anzustellen, damit das Gegengift unmittelbar auf die Vergiftung folge.“

Es gab Zeiten, da war man sich seiner politischen Position noch einigermaßen sicher. Man wußte, woher man kam und wohin man gehörte, wer die eigene Weltsicht teilte. Das erzeugte zumindest ein Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit, auch wenn der persönliche Einfluß marginal war. Ein Gefühlt eben.

Und heute? Die politischen Grabenkämpfe innerhalb der Politik scheinen überwunden, was an sich für mich einen Fortschritt darstellt. Kann man sich doch  zielorientiert den eigentlichen Problemen nähern und gegenseitig austauschen. Eine Politik der Mitte wird versucht.

Politik der Mitte heißt aber, niemandem etwas zuzumuten. Weniger ist mehr. Der aktuelle status quo soll erhalten bleiben, damit nicht noch mehr Wählerschaft abwandert - zum Nicht- oder Protestwähler wird. Die politische Landschaft franst an den Rändern aus und setzt zugleich die Mitte damit weiter unter Druck. Ist ergebnisoffene Politik mit der Mitte wirklich zu machen oder werden wir am Nasenring durch die Arena geführt, weil wir die Gesamtzusammenhänge gar nicht mehr durchschauen können?

Der Mitte wird Vieles abverlangt:


Obwohl die Auswirkungen für alle sichtbar sind: kurzfristige Arbeitsverträge, mit denen sich keine Zukunft planen lässt, oder Zustände wie beim Apple-Zulieferer Foxconn, dessen Mitarbeiter vertraglich versprechen müssen, nicht wegen arbeitsbedingtem Stress Selbstmord zu begehen (der Gewinn 10,5 Milliarden Dollar). Laut DIW haben heute 40 Prozent der deutschen Haushalte weniger Einkommen als vor 20 Jahren, während das der obersten Einkommensgruppe um 38 Prozent stieg.

Denn so berechtigt die Kritik an den alten Strukturen ist, so wichtig sind auch heute noch Parteien und Gewerkschaften für die Durchsetzung kollektiver Interessen.

Masons Utopie kann demnach nur aus der Gesellschaft heraus und schrittweise funktionieren. Unerwähnt bleibt dabei der dafür erforderlich radikale psychologische Wandel. Die Menschen müssten bereit sein, temporäre Energiearmut zu ertragen und einen Teil des Wohlstands zu opfern, etwa zugunsten von Rentenkürzungen. Postkapitalismus ist harte Arbeit.
http://www.taz.de/!5292155/
Verleiht eure Rasenmäher

Vs.

43 Prozent: Sie bedeutet, dass selbst in der Schweiz der einzelne produktive Bürger nur mehr über rund die Hälfte seines Wirtschaftserfolgs selbst verfügt. Ist das die vielgescholtene freie Marktwirtschaft, worin der Einzelne Herr über seine wohlverdiente Kaufkraft ist?

Peter Sloterdijk: «Wir leben gegenwärtig ja keineswegs ‹im Kapitalismus› – wie eine so gedankenlose wie hysterische Rhetorik neuerdings wieder suggeriert –, sondern in einer Ordnung der Dinge, die man cum grano salis als einen massenmedial animierten, steuerstaatlich zugreifenden Semi-Sozialismus auf eigentumswirtschaftlicher Grundlage definieren muss.»
http://www.nzz.ch/paul-mason-postkapitalismus-nach-dem-kapitalismus-ist-vor-dem-kapitalismus-ld.16312

Zu Friedrichs Zeiten war der Fiscal die dritte Macht im Lande. Der Staat verhalf in diesem Fall dem Volk zur persönlichen Freiheit. Zur Freiheit der eigenen Religion und des eigenen Glaubens.

Nun frage ich mich, wer sind die  Machiavelli der heutigen Zeit und wer übernimmt die Verteidigung, verhilft uns zu Freiheit, Menschlichkeit, Vernunft, Gerechtigkeit und Innovation?
Ist es Wirtschaft, Politik, der Staat oder gar wir selbst?

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