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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Die neuesten Leiden des jungen W.

Die Leiden des jungen Werther
Was ich von der Geschichte des armen Werther nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammelt, und lege es euch hier vor, und weiß, daß ihr mir’s danken werdet. Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure Bewunderung und Liebe und seinem Schicksale eure Tränen nicht versagen. Und du, gute Seele, die du eben den Drang fühlst wie er, schöpfe Trost aus seinem Leiden, und laß das Büchlein deinen Freund sein, wenn du aus Geschick oder eigener Schuld keinen nähern finden kannst!“
Vorwort in:  "Die Leiden des jungen Werthers"

Die Kritik am Werther reichte von:
Aufschrei "einer ganzen Generation freiheitsdürstender, nach allseitiger Entfaltung ihrer Persönlichkeit strebender junger Menschen, die die Trennungswände der Gesellschaft unter dem Feudalabsolutismus wie Mauern eines Kerkers empfanden."

Bis:
[...] Es geht nicht allein um den unglücklich Liebenden, sondern um den ganz von seinem Gefühl hingerissenen, im Selbstgenuß seiner inneren Unendlichkeit Kraft, Willen und Ethos einbüßenden Jüngling, der nie zur Welt findet und hilflos in den Stimmungen seines Ichs versinkt."

Werther:12. Dezember 1772
Ach, mit offenen Armen stand ich gegen den Abgrund und atmete hinab!
Hinab! Und verlor mich in der Wonne, meine Qualen,
meine Leiden da hinabzustürmen!


Die neuen Leiden des jungen W. 
Edgar Wiebeau ist ein unauffälliger Musterlehrling. Er lebt mit seiner Mutter zusammen, die ihn alleine großgezogen hat, da der Vater sich schon in Edgars Kindheit nach Berlin abgesetzt hat. Seine Mutter unterbindet jeden Kontakt-Versuch des Vaters, so daß Edgar seinen Vater eigentlich kaum kennt.
Eines Tages bricht er aus diesem Alltag aus. Er möchte nicht länger als Vorzeigebild im Betrieb gelten, ist angenervt von dem spießigen Leben mit seiner Mutter und kann ihr die Bevormundung und Verletzung seiner Privatsphäre nur schwer verzeihen. Nachdem es zu einem Zwischenfall im Betrieb kam und er auch noch für seinen Freund Willi zu rebellieren versucht, haut er mit diesem zusammen ab in die Wohnlaube von Willis Familie. Doch der Freund kehrt schnell in das normale Leben zurück.
Edgar beschließt, sein eigenes Leben zu leben und bewirbt sich bei der Kunsthochschule. Doch er wird abgelehnt, und so versucht er autark in der kleinen Wohnlaube zurechtzukommen. Irgendwann würde man schon erkennen, was für ein verkanntes Genie er sei. Er beginnt abstrakte Bilder zu produzieren, macht Musik und genießt dieses Leben ohne Zwänge und Bevormundungen.
Bei einem Gang aufs Plumpsklo findet er ein altes Buch, dessen Umschlagseiten fehlen, da er die in seiner Not als Toilettenpapier benutzte. Den Rest beginnt er, mehr aus einer Laune heraus, zu lesen. Er hat keine Ahnung, daß es "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe ist und eigentlich interessiert es ihn anfänglich auch gar nicht. Die Geschichte ist für ihn "reiner Mist" und dieser Werther ein Mensch, dem nicht zu helfen ist. Sein Vorbild ist da eher der Titelheld vom "Fänger im Roggen", mit dem er sich vollkommen identifiziert.
Doch schon nach kurzer Zeit läßt ihn die Geschichte von diesem Werther nicht mehr los und er liest das Buch in einem Zug durch. Er erkennt immer mehr Parallelen zwischen Werther und sich und fängt an, viele Stellen des Buches auf seine Situation zu übertragen.



Die neuesten Leiden des jungen W.
KÖLN - Die Zahl der Selbsttötungsversuche bei Kindern und Jugendlichen in Köln und dem Umland hat stark zugenommen. Jede Nacht werden in die beiden Kölner Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie bis zu drei junge Patienten gebracht, die sich das Leben nehmen wollten.Die Uniklinik und das Krankenhaus Holweide zählen derzeit im Monat zwischen 50 und 60 dieser Fälle. Das berichteten die Klinikleiter Prof. Gerd Lehmkuhl und Prof. Christoph Wewetzer auf einer kinder- und jugendpsychiatrischen Fachtagung in Köln. „Die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher“, schätzt Dr. Peter Melchers, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kreiskrankenhaus Gummersbach die Lage ein. Vor zwanzig Jahren hat es nach Angaben der Mediziner "nur" einen Suizidversuch pro Woche in dieser Altersgruppe gegeben. Meist sind die lebensmüden Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahre alt.
Die Selbsttötungsmotive sind nach Erfahrung der Mediziner sehr komplex. Auffallend sei, dass bei den gefährdeten Kindern und Jugendlichen die wenigsten Familien vollständig seien. „Den Kindern fehlen Ansprechpartner, mit denen sie reden könnten“, sagt Lehmkuhl. Zunehmende Armut der Eltern, dadurch bedingte Erlebnisse von Ausgrenzung und Chancenlosigkeit, Traumatisierung durch Mobbing in der Schule belasten diese Kinder und Jugendlichen ebenfalls.[...]

Etwa fünf Prozent aller Schüler sind nach einer Studie sehr aggressiv
Je älter, desto schwieriger die Intervention. Gewalt unter Schülern: Die Prävention sollte möglichst schon im Kindergarten- und Grundschulalter ansetzen, sagen Experten.

Von Sabine Schiner -
Tritte, Schläge, Kopfnüsse, einmal hatten sie seinen Kopf in eine Kloschüssel gesteckt. Sie banden ihn an einem Baum fest, warfen Messer nach ihm. Monate später erzählte der Grundschüler seiner Mutter davon. Jetzt wird er in einer psychosomatischen Klinik in Darmstadt behandelt, die Mutter hat Strafanzeige erstattet...
[ Quelle: Ärzte-Zeitung, 17.02.2004 ]

Goethe
Klaus Hoffmann
Ulrich Plenzdorf



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