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Widmung

Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.

Ahimsayama

Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden.

Was ist von einer Gesellschaft zu halten,
für die Gott tot ist und Elvis lebt?

Irv Kupcinet


"Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang. Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind. Zu leben bedeutet, jede Minute geboren zu werden. Der Tod tritt ein, wenn die Geburt aufhört."
(Erich Fromm)

Keine schönen Aussichten, wenn man Erich Fromm folgt. Aber was bedeutet es, ganz geboren zu werden? Ich denke, der Mensch schleppt einige schwere Säcke mit sich herum, die er liebend gerne los wäre. Sie bestehen aus Selbsttäuschungen; geboren aus Gewohnheit, Vererbung und kognitiven Erfahrungen sehen wir die Welt so, wie wir sie sehen, aber nicht, wie sie wirklich ist.
Im Zen-Buddhismus wird ein großes Gewicht darauf gelegt, sich nicht im Dualismus zu verfangen. Also im unterscheidenden Denken, dem stetigen Abwägen von Anhaftungen und Abneigungen. Wer einmal versucht hat das dualistische Denken zu unterlassen, weiß wie viel Erleichterung folgen kann.
Aber wie weit reicht dieser Dualismus? Er reicht hineine bis in unser Ich. Auch hier ist er wirksam. Die Subjekt - Objektspaltung im Ego des Ichbewußtseins bewirkt ein Gefühl von Ausgesperrtsein aus einer Welt, auf die es bezogen ist. Diese Spaltung ist ein Dilemma. Als Subjekt steht das Ego vor einer Welt, die es völlig reflektieren kann, die dennoch auf es zurückwirkt und ohne die es nicht existent wäre, was es sofort zu keinem reinen Subjekt macht. Gleichzeitig ist es Objekt der Welt.

Einerseits lebt der Mensch daher in der Angst vor dem Leben, andererseits in der Angst vor seinem eigenen Tod und seiner Endlichkeit. Sein oder Nichtsein, daß ist hier die Frage. Beide Ängste sind Ausdruck einer fundamentalen Grundangst: die Angst, ob das Ego den quälenden inneren Riss und Widerspruch (ausgesperrt aus einer Welt, auf die es bezogen ist) überwinden kann, der es daran hindert, voll und ganz es selbst zu sein.

Ich hoffe, ich habe das einigermaßen richtig dargestellt.

Doch wie kann man sich als wirklichen Teil eines Ganzen sehen und vor allem erfahren?


"Das Kleinkind erfaßt die Welt unmittelbar, weil bei ihm das Bewußtsein, die Objektivität und der Sinn dafür, daß die Wirklichkeit vom Ich getrennt ist, noch nicht voll entwickelt sind. In diesem Stadium ist das Unbewußte instinktiv. [...] Während der Wandlung vom primitiven Unbewuflten zum Ich- Bewufltsein empfindet man infolge der Spaltung zwischen Subjekt und Objekt, der Trennung zwischen dem universalen Menschen und dem sozialen Menschen, zwischen dem Unbewußten und dem Bewußtsein, die Welt als entfremdete Welt. In dem Maße jedoch, in dem das Bewußtsein geübt wird, sich zu öffnen, verschwindet die Diskrepanz [...]. Wenn sie vollständig verschwunden ist, ist das Empfinden direkt, unreflektiert, bewußt und das gleiche, wie man es ohne Verstandesarbeit und ohne Nachdenken hat."
Fromm

Fromm ist sich mit Zen- Meistern und anderen Analytikern der kontemplativen, östlichen Geisteshaltung einig, daß der Weg zur Erkenntnis ein inwendiger Weg ist. Die Methoden und Lehren des Zen ( z.B.Koanstudium, Zazen, etc.) sind Anweisungen auf dem Weg zu einem erwachenden Bewusstsein, das alle Aspekte des Daseins auf der Ebene einer Gesamtschau integriert hat.

Das ist der Punkt: Die Integration dieses Widerspruchs im Ichbewußtsein in sein Leben auf der Basis von Selbsterkenntnis ohne dabei dem Dualismus des Denkens zu verfallen.




Zen ist seinem Wesen nach die Kunst, in die Natur seines Seins zu
blicken, und es zeigt den Weg von der Knechtschaft zur Freiheit [...].
T. Zuzuki



Es wird erzählt, dass der Buddha, als er auf die Welt kam, sieben Schritte in vier Richtungen machte, während er die rechte Hand zum Himmel und die linke Hand zum Boden streckte und sagte „Unter dem Himmel und über der Erde, ist es das Ego, worauf wir uns konzentrieren sollten“




Yoku mireba
Nazuna hana saku
Kakine kana!

Wenn ich aufmerksam schaue,
Seh' ich die Nazuna
An der Hecke blühen!




Ein Schüler fragt den Meister: "Wenn ich irgendeinen Weg verfolge, irgendeine Methode anwende, dann komme ich nirgends hin?"
Der Meister: "Richtig!"
Der Schüler: "Doch wenn ich keinen Weg verfolge und nichts tue, dann komme ich auch nirgends hin?"
Der Meister: "Auch richtig!"
Der Schüler: "Da bin ich also in einem Dilemma."
Der Meister: "Mach dieses Dilemma zu Deinem Weg."




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