Widmung
Dem, was andere schon sagten, kann ich nichts Neues hinzufügen; zudem bin ich kein begabter Poet. Ich gebe nicht vor, anderen von Nutzen zu sein: Um meinen eigenen Geist zu üben, habe ich dieses Werk verfaßt.
Ahimsayama
Ahimsayama
Meditation - Ein Weg zur Stille und Ausgeglichenheit
Ein Tor zu Wohlbefinden und Freude
Meister Dogen (1200-1253) fasste die Essenz des konzentrierten Sitzens in Stille, das wir in der Zen-Schule Zazen nennen, in die Worte: Zazen ist das Tor zu Wohlbefinden und Freude. Was aber heißt hier Wohlbefinden? Zum einen stellt es sich im Körper ein. In der gesammelten aufrechten Sitzposition mit gekreuzten Beinen und zusammengelegten Händen kommen bei entsprechender Konzentration auf die Haltung und Atembewegung die Systeme des Körpers in einen ausgewogenen Zustand, namentlich die Muskulatur und das vegetative Nervensystem mit seinen gegensätzlichen Impulsen. Dem entspricht die subtil werdende Balance, die von der Sitzenergie aufrecht zu erhalten ist. Diese Faktoren durchdringen den ganzen Körper und werden als Wohlgefühl spürbar.
Auch der Geist kann – unterstützt von jenen körperlichen Prozessen – zu einer tiefen Ruhe kommen, da er dem Zwang enthoben ist, sich nach außen zu wenden, und sich auf wenige, jedoch elementare Dinge konzentrieren wird. Der Übende schult sich darin, das übliche Fortspinnen der Gedanken aufzugeben – eine Fähigkeit, die gar nicht einfach zu erlernen ist, sich aber um so entlastender auswirkt.
Bei intensiver Übung mag sich zunehmend eine leuchtende Klarheit des Geistes einstellen, die mit der Kraft der Ausgewogenheit auf die hochkommenden Konflikte erzeugenden Gedanken und Gefühle zu schauen vermag, wodurch diese ihre Stärke verlieren, so dass dann recht, das heißt mit Besonnenheit und heilsam, gehandelt werden kann. All dies lässt wie von selbst Freude auftauchen. Eine Freude der stillen, subtilen Art. In der höchsten, von Meister Dogen gemeinten Form wäre sie schließlich überweltlich zu nennen – die stille Freude des Nirvana, jenseits dessen, was wir gewöhnlich als ein Gefühl erleben, eigentlich mit keinem Wort auszudrücken.
Für diejenigen, die der Tiefendimension unseres Daseins, letztlich der großen Frage von Leben und Tod, Raum geben möchten, ist der Buddha-Weg mit seiner systematischen Schulung von Herz und Geist ein überaus kostbares Angebot, das zu höchstem Wohle führen und von jedem frei genutzt werden kann. Insbesondere sogenannte Retreats, im Zen sprechen wir von Sesshins, mehrtätige Rückzugsperioden, in denen man sich gänzlich der Übung widmet, sind dazu angetan, wichtige, befreiende Einsichten zu gewinnen und vertiefte Erfahrungen der Stille zu machen, die allmählich auch das Alltagsleben in diesem Sinne verändern, es läutern und wesentlicher machen.
Bei der Zen-Übung stellen sich dann oft bereits nach wenigen Tagen bekannte Effekte ein, die jedoch nicht überbewertet werden sollen und an denen nicht gehaftet werden darf. Vor allem betrifft dies ein Subtilerwerden des Sehens und Hörens. Womöglich wird die ganze Natur staunend in einem Lichtglanz geschaut. Oder man nimmt sie plötzlich überrascht, als von unglaublicher Ruhe erfüllt, wahr. Solche anfänglichen Wirkungen sind kein Ziel des Übens, doch immerhin ein Anzeichen dafür, wie sehr das Erfahren der Außenwelt von unserer inneren Verfassung abhängt.
Recht heftig traf mich ein akustischer Effekt, als ich vor Jahrzehnten nach meinem ersten 10-tägigen Sesshin zu Hause wieder eine Kneipe betreten wollte. Die Musikbeschallung verursachte mir sofort derartige Pein, dass ich fortan nur noch sehr ausgesuchte Lokale besuchen konnte. Hat man einen bestimmten Grad innerer Stille verwirklicht, wirkt dies demnach als eine Art Abschirmung vor akustischen Störelementen. Ein Abstand wird erzeugt, der das Herz schützt und als wohltuend erfahren wird. Ein Problem hat mir diese unvermutete Einschränkung deshalb nicht bedeutet. Allerdings machte ich mir Gedanken darüber, welcher Art Nervenbelastung sich so viele junge Menschen gern aussetzen. Quellesieheheader
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